Mathias Richling bei "Quatsch keine Oper"

BONN · Achtung, hieß es vor der Aufführung von "Quatsch keine Oper", es werde keine Pause geben. Knapp zwei Stunden später weiß man, warum Mathias Richling sich nicht mit Figurproblemen herumschlagen muss.

Der Mann tänzelt und hibbelt über die Bühne, als gebe es kein Morgen. Mit atemberaubender Taktzahl parodiert er aktuelle und vergangene Prominenz, dass man hinterher glaubt, etwa 20 Politikern, Bankern, Bischöfen und außerdem dem Hausmeister persönlich begegnet zu sein.

"Der Richling Code" heißt das laufend aktualisierte Programm, mit dem der schwäbische Kabarettist seit letztem Jahr durch Deutschland tourt, und darin bekommt jeder sein Fett weg. Die Themen reichen von Stuttgart 21, Gen-Technik und Banken-Krise bis zu Hartz IV, Klimawandel und der "Braunen Armee Fraktion".

Im Hintergrund residiert zwischen der Jüngerschar des letzten Abendmahls Angela Merkels rotes Jackett, in das Richling ab und zu schlüpft, und alle Unzufriedenen warnt: "Wir können auch anfangen zu regieren!" Die konsequente politische Unkorrektheit paart Richling mit parodistischer Perfektion und einer Boshaftigkeit, die seine Opfer ziemlich genau ins Zentrum trifft. Man müsste sich doch fragen, ob der Verfassungsschutz jetzt verboten wird und Hitler nur ein V-Mann war, der ausprobieren wollte, was bei den Deutschen alles möglich ist.

Wenn Richling dann plötzlich entschleunigt in den Sessel sinkt und mit tief empfundener Sucht an der Zigarette saugt, sitzt Helmut Schmidt leibhaftig da und sinniert über Demokratie und die Deutschen: "Der deutsche Bürger wird nicht genügend bezahlt oder nicht genügend unterdrückt."

Schließlich, nach der zweiten Zugabe, in der sich die "pfälzische Weinkönigin" Brüderle vielsagend durch das Interview mit einem chinesischen Journalisten genuschelt hat, kommt der letzte der schönen Richling-Merksätze: "Wer vorne mundtot gemacht wird, kann hinten trotzdem weiter furzen." Das Publikum ist begeistert.

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