Orchestral Manoeuvres in the Dark Konzert der britischen Kultband im Kölner E-Werk

Köln · Geradezu enthusiastisch empfingen rund 1000 Fans die Band Orchestral Manoeuvres in the Dark, meist kurz OMD genannt, im Kölner E-Werk. Die Gruppe, 1978 gegründet, avancierte zu Beginn der 80er Jahre neben Depeche Mode und Human League zu einer Ikone des Synthie-Pop, ehe sie sich 1989 auflöste.

 Popstar in Siegerpose: OMD-Sänger Andrew McCluskey im Kölner Konzert.

Popstar in Siegerpose: OMD-Sänger Andrew McCluskey im Kölner Konzert.

Foto: Thomas Brill

2006 feierte das Quartett mit Andy McCluskey (Gesang, Bass, Keyboard), Paul Humphreys (Keyboard, Gesang), Martin Cooper (Keyboard, Saxofon) und Malcolm Holmes (Schlagzeug) bei der Nokia Night of the Proms ein bemerkenswertes Comeback.

In knapp zwei Stunden demonstriert der OMD-Frontmann McCluskey, dass die vergangenen Jahre offenbar wie eine Art Jungbrunnen gewirkt haben. OMD legt eine musikalische Vitalität an den Tag, die den Spaß am neuerlichen gemeinsamen musikalischen Tun überdeutlich werden lässt.

Spaß, gepaart mit einer Prise Selbstironie, unterscheidet die vier Engländer denn auch grundlegend von ihrem Vorbild Kraftwerk. Während der Kraftwerk-Minimalismus mit deutschem Ernst und Hang zur Wichtigkeit Avantgarde-Status postuliert, pflegen OMD die Werte britischer Popmusik.

Unbeschwerter Spaß erzeugt eine melodische Eingängigkeit sowie eine unbedingte Tanzbarkeit. Das Ergebnis dieser bestens erträglichen Leichtigkeit musikalischen Schaffens ist schlicht gute Stimmung, was jedoch nicht heißen soll, dass OMD-Texte wie von "Enola Gay" nicht auch zum Nachdenken anregen können.

Intensiv wie eh und je ist die Wirkung ihres Überhits "Maid of Orleans", bei dem ein erbarmungsloses Stakkato aus Bolero-Zitat und Maschinengewehr-Salve versucht, eine romantisch-süßliche Keyboardmelodie vom Himmel zu holen. Über diesen Kontrast legt sich der Zartbitter-Gesang von McClusky, der im 80er-Jahre-Stil ausdruckstänzerisch mit wild rudernden Armen über die Bühne wirbelt.

Bei weniger ekstatischen Songs, etwa "Forever ((Live and Die)" sorgt Keyboarder Paul Humphreys mit seiner eher melancholischen Stimmfärbung für Abwechslung. Neue Songs wie "Metroland", "Night Café" oder "Kissing the Machine", das zwar auf dem aktuellen OMD-Album "English Electric" zu finden ist, aber von Ex-Kraftwerker Karl Bartos bereits vor 20 Jahren aufgenommen wurde, fügen sich eher unauffällig in den Reigen der Klassiker wie "Souvenir", "Locomotion" oder "Talking Loud and Clear" ein.

Der begeisterte Applaus der Fans macht da allerdings keine Unterschiede. Als konzertantes Retro-Erlebnis war der Auftritt zweifellos herausragend, doch tatsächlich aktuellen Musikströmungen haben OMD stilbildend nichts mehr hinzuzufügen. Sie sind Geschichte, aber eine, mit der man sich immer wieder gern befasst, weil sie letztlich noch immer sehr lebendig ist.

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