Stadtmuseum in Siegburg Historische Presseschau zeigt die wahre Geschichte von "Sissi und Franzl"

SIEGBURG · Jedes Jahr zur Weihnachtszeit sendet mindestens ein Fernsehkanal die herzzerreißende Geschichte der so unschuldigen und unbedarften Kaiserin Elisabeth von Österreich, "Sissi", und ihrem Gemahl, Kaiser Franz Joseph von Österreich, "Franzl".

 Das Leben von "Sissi" und "Franzl" beleuchtet die Ausstellung im Stadtmuseum.

Das Leben von "Sissi" und "Franzl" beleuchtet die Ausstellung im Stadtmuseum.

Foto: Holger Arndt

Er habe die Filme auch gerne gesehen, sich aber immer an der völlig unrealistischen Darstellung des Paares gestört, sagt Franz Josef Wiegelmann, der mit einer pressehistorischen Ausstellung im Rahmen der Reihe "Begegnung mit Österreich" aus seiner Privatsammlung von rund 120.000 Zeitungen im Museumsschaufenster das wahre Leben des Kino-Traumpaares in den Fokus stellt.

Pressezensur und die Sorge der Redakteure vor angeblicher "Majestätsbeleidigung", die mit Geldstrafen, Gefängnis oder auch Verbot der Zeitungen bestraft wurden, setzten der Hofberichterstattung des 19. Jahrhunderts enge Grenzen. Dennoch kann man in den historischen Gazetten, besonders in den illustrierten Blättern, offen - aber auch zwischen den Zeilen - die familiären, politischen und gesellschaftlichen Probleme, Krisen und Zwänge des angeblichen Traumpaares erkennen.

Die Ausstellung dokumentiert das Leben der beiden Protagonisten, zeigt wichtige familiäre Begebenheiten, beleuchtet die politischen Ereignisse von der Thronbesteigung Franz Josephs I. im Jahr 1848 über den Selbstmord des Kronprinzen Rudolf 1889 bis zum Tod des Kaisers 1916.

Wiegelmann bot den Besuchern zur Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum in Siegburg einen spannenden Überblick über das Thema und entzauberte dabei vor allem den Mythos "Sissi", eigentlich "Sisi" geschrieben. Die hat nach seinem Bericht in 44 Jahren Ehe nur fünf davon in Wien gelebt, war ansonsten ständig mit einem riesigen Hofstaat auf Luxusreisen unterwegs und gab dafür ein Vermögen aus. Ihre Rastlosigkeit brachte ihr auch die Bezeichnung "Sisi - die Reisekaiserin" ein.

Nach der Geburt der drei Kinder sah sie ihre dynastische Aufgabe als erfüllt, begleitete ihren Ehegatten kaum noch zu offiziellen und repräsentativen Anlässen und bereiste lieber die Welt. Der Grund lag sicher auch darin, dass der Kaiser, der "Sisi" heiratete, als sie gerade erst 16 Jahre alt war, sich zu wenig um seine Frau kümmerte, dass diese mit dem strengen Protokoll am Hof nicht zurechtkam und außerdem in ständigem Streit mit ihrer Schwiegermutter lebte.

"Sissi und Franzl - Zum wahren Leben einer Filmlegende - ein pressehistorischer Rückblick", bis 16. September, Museumsschaufenster, Siegburg.

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