Denn der nette Junge von nebenan, der sich einfach an die Gitarre setzt und singt, als habe er nie etwas anderes getan, kann ziemlich fies werden, wenn man - oder sollten wir besser sagen: frau - seine Nerven allzu sehr strapaziert. Aber keine Sorge; in ihm steckt mehr als das. Ein zeitgemäßer Poet, der von der Gier nach dem Gold so erzählen kann wie von den inneren Dämonen, die einen mitunter umtreiben. Klar und schnörkellos, um von jedem verstanden zu werden, der Zeit und Lust hat, ihm zuzuhören.

Gefolgt von "Billy Rückwärts" im Hauptteil: mit Malte Quarz, Sebastian Franzen und Daniela Dieterich, die ihren einprägsamen Bandnamen zum Anzählen benutzen und mit Gitarre, Bass und Geige, mit mehrstimmigem Gesang und Klavier ein außergewöhnliches Zusammenspiel zu bieten haben.

Um Frauen mit dem 1.FC Köln zu vergleichen, um längst überwunden geglaubte Geschmacksverirrungen zu enthüllen und die Geschichte des Kinderkreuzzugs zu erzählen. Und so wie sie das tun, erinnern die Drei unvermittelt an die Bänkelsänger, die das Volk über Jahrhunderte mit Nachrichten versorgten. Eine wohltuende Auszeit angesichts hoffnungslos überbeanspruchter Netzwerke und Smartphones.

Die hätte auch Widmann alias "The Godfather of Liedermaching" gern. Aber dass er deshalb gleich zur Bundeswehr geht? Das überspannt den Bogen nun wirklich. Weiß er doch, zwinkert und macht den Abgang.