Brotfabrik in Beuel BUSC spielt "Closer"

BEUEL · Liebe ist wie ein Unfall, der einem passiert. Liebe ist vielleicht nur eine Illusion, die der Suche nach der Wahrheit über den anderen zum Opfer fällt. Wer so etwas sagt, sollte es sich wohl gefallen lassen, als "postmodern" zu gelten.

Dafür aber auch als tougher, als er oder sie im Innersten tatsächlich ist. So wie Alice, die Stripperin (Esther Takats), die Fotografin Anna (Beate Linnenkamp), der Schriftsteller Dan (Tamer Afifi) und der Dermatologe Larry (Chris Karpenchuk) in Janine Lockwood-Brusas fesselnder, intensiver, vielschichtiger und tiefgründiger Inszenierung von Patrick Marbers Theaterstück "Closer", das 1997 im Cottesloe Theatre in London Premiere feierte und nun auch als Kammerspiel der Bonn University Shakespeare Company (BUSC) in der Brotfabrik zu sehen war.

So packend, so dicht und so nah am Publikum, dass - sorry Julia Roberts, Jude Law, Natalie Portman, and Clive Owen - die Verfilmung, die hier 2004 unter dem Titel "Hautnah" lief, dagegen spürbar abflacht. Denn "Closer" braucht die Offenheit und Vieldeutigkeit der Bühne, den direkten Blickkontakt mit den Akteuren; für eine abfällige Geste, ein vertrauliches Augenzwinkern als gegenseitiges Versprechen und das alles in einer ausgesprochen postmodernen Sprache, die mitunter schockiert und abstößt, um das eigene, äußerst verletzliche Terrain vor den Ansprüchen des anderen zu schützen.

Denn darauf verstehen sie sich alle - die vier Protagonisten, die es einem binnen drei Stunden oft schwer machen, sich mit ihnen zu identifizieren. Zumindest dann nicht, falls da noch jemand glaubt, ein Mensch könne einem alles sein und sein Gegenüber mit dem Satz "Ich kann ohne dich nicht leben" in die Flucht schlägt". Dafür sind Marbers Antihelden der Liebe zu spröde, zu desillusioniert und auch zu selbstsüchtig. Doch der Wunsch nach der Illusion bleibt und macht dieses Stück zu einem Stoff, über das man noch lange sinnieren mag. So geht Theater.

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