Kölner Philharmonie Bundesjugendballett und Bundesjugendorchester treffen sich

KÖLN · Sie sollen Geschwister werden. Da kann es nicht schaden, wenn die Namen schon einmal Familienzugehörigkeit signalisieren. Das Bundesjugendballett präsentiert sich zum "Gipfeltreffen" in Kölns Philharmonie mit dem von John Neumeier gegründeten Bundesjugendorchester.

 Konventionelle Kost: Probe des Bundesjugendballetts.

Konventionelle Kost: Probe des Bundesjugendballetts.

Foto: Bundesjugendballett

Ein ungleiches Paar, wie sich schnell zeigt, denn das Bundesjugendorchester bestreitet alleine den ersten Teil des Abends mit Bernd Alois Zimmermanns "Alagoana - Caprichos Brasileros". Das ist Hollywood der 50er Jahre verschränkt mit Maurice Ravel. Sanfte Geigen branden verführerisch wie Meereswellen im Nachmittagslicht an die Copacabana.

Eine Filmszene jagt die nächste, Schnitte wie auf der großen Leinwand bietet das Orchester unter der Leitung von Alexander Shelley. Hellwach agieren die jungen Musiker und lassen selbst in den elegischen Passagen der Caprichos energiegeladene Präsenz spüren. Melodramatik wird hier geliefert und zugleich das ironische Lächeln über ihr Pathos.

Vor diesem voluminösen musikalischen Prospekt haben die vier Männer und vier Frauen der jungen Balletttruppe einen schweren Stand. Zumal sie die Aufmerksamkeit des Publikums in der Philharmonie auf einer schmalen Bühnenfläche, gleich vor den Stühlen der Musiker, gewinnen müssen.

Trotzdem lockt der Charme, mit dem Choreographin Wubkje Kuindersma Goethes "Zauberlehrling" zur Musik von Paul Duka zeigt. Unter dem Titel "A Playful Light" spielt man mit kleinen Eimern, in die Lichter gestellt werden. Der Zauberlehrling vervielfältigt sich zu einem Ensemble von acht Zwergen oder Feen, alle in der Bewegung schnell und kompakt, das schafft eine Dynamik, die reizvoll mit den Motiven von archaischem "Frühlingsopfer" und fröhlichem Märchen spielt.

Einen bitteren Bezug zum Osterfest stellt die Choreographie von Sasha Riva und Marc Jubete zu James McMillans "Exsultera" dar. Kein Jauchzen, wie es das kirchliche Osterlob vorsieht. Die Tänzer werden angeschrien, sich zu bewegen. Was ihnen schwer fällt, weil sie als Gestalten ohne Halt keine Position finden. Körper, die schwingen oder kunstvoll unkoordiniert agieren, das birgt tänzerische Überraschungen und hinterlässt eine beunruhigende Dramatik.

So innovativ das Ensemble hier mit seinen acht Tänzern - die allesamt prägnante Persönlichkeit zeigen - agiert, so konservativ bleibt die Choreographie, die John Neumeier selbst zum "Gipfeltreffen" beisteuert. Zu Joseph Haydns "Alleluja" gibt es das klassische Ballettrepertoire mit Pirouetten und Spitzentanz, serviert im Zeremoniell des Barocks und immer ein wenig verrutscht und asynchron um die Statik aufzubrechen. Konventionelle Kost, mit der gezeigt werden kann, dass die acht Talente unbedingt weiter gefördert werden sollten. Aber auch so kann man Gutes tun.

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