Wieder hat eine Bärbel das Sagen

BONN · SPD-Fraktion hat mit der Stadtverordneten Richter erstmals eine Frau zur Vorsitzenden gewählt.

 Als Erster gratuliert Klein seiner Nachfolgerin Richter.

Als Erster gratuliert Klein seiner Nachfolgerin Richter.

Foto: Volker Lannert

Wieder hat eine Frau namens Bärbel das Sagen im Alten Rathaus. Allerdings: Anders als bei Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann beschränken sich die Machtbefugnisse ihrer Parteifreundin und (Vor-)Namensvetterin Bärbel Richter auf die Räume der SPD-Fraktion.

Diese wählte mit Richter am Miontagabend erstmals eine Frau an ihre Spitze. Die 53-Jährige erhielt 14-Ja, vier Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Neben den 19 SPD-Stadtverordneten beteiligte sich auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch als stimmberechtigtes Fraktionsmitglied an der Wahl. Richter, bisher Vize-Fraktionschefin, tritt die Nachfolge von Wilfried Klein an.

Klein hatte die SPD-Fraktion rund zehn Jahre geführt. Der 47-Jährige hatte vor einigen Wochen angekündigt, bei der turnusgemäßen Neuwahl des Fraktionsvorstandes aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen zu können. Klein ist Geschäftsführer des Willi-Eichler-Bildungswerks für Erwachsene in Köln und gehört seit 1994 gehört dem Stadtrat an.

"Ich habe mich um den Posten beworben, weil ich gerne in die erste Reihe treten will", sagte Richter auf ihre unverwechselbare unverblümte Art. Mit dem Abstimmungsergebnis zeigte sie sich sehr zufrieden: "Das war doch recht ordentlich."

Die neue Fraktionschefin ist seit 2004 SPD-Stadtverordnete. Zuvor engagierte sie sich sechs Jahre lang als stellvertretende Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Bonn. Beruflich ist die gebürtige Weimarerin, die im Alter von drei Jahren mit der Familie aus der damaligen DDR in den Westen flüchtete und in Stuttgart aufwuchs, im Archiv der Sozialdemokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung tätig.

Sie kam nach dem Studium nach Bonn und wohnt mit ihrer Lebenspartnerin, der Bad Godesberger Vize-Bezirksbürgermeisterin Hillevi Burmester, in Friesdorf. Richter genießt unter den Ratskollegen den Ruf einer kompetenten und scharfzüngigen, meist recht gelassenen Politikerin. "Ich kann aber auch sehr aufbrausend sein", räumt sie freimütig ein.

Ihr Ziel: "Ich will der Fraktion neuen Schwung verleihen und sie gestärkt in den nächsten Wahlkampf führen", erklärte sie. Denn Richter hält es mit dem früheren SPD-Bundesparteichef Franz Müntefering: "Opposition ist Mist. Da wollen wir wieder raus." Eine klare Ansage gegenüber der schwarz-grünen Ratsmehrheit, die mit ihrem Vorgänger Klein ein eher angespanntes Verhältnis hatte. Richter: "Sagen wir es so: Es ist gut für Bonn, wenn eine starke SPD wieder ein deutliches Wort mitzureden hat."

Die beiden Spitzen der Ratskoalition, Klaus-Peter Gilles (CDU) und Doro Paß-Weingartz wünschten der neuen Amtskollegin jedenfalls "eine glücklichere Hand", als sie Klein gehabt habe. "Ihr könnte es gelingen, die SPD auch wieder in Haushaltsfragen zu einem konstruktiven Ansprechpartner zu machen", sagte Gilles.

Paß-Weingartz freut sich, dass nun auch in der SPD-Fraktion eine Frau an der Spitze steht und sieht das Amt für Richter als eine "große Herausforderung". Sie hoffe angesichts der vielen "Baustellen" in Bonn auf eine konstruktivere Zusammenarbeit als bisher mit der SPD.

Positiv bewertet auch FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich die Wahl Bärbel Richters zur Fraktionschefin. "Sie ist eine Frau, die ich als gradlinige Politikerin und Freundin des klaren Wortes sehr schätze", sagte er.

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