Er serviert Fisch und Chips zur Kunst

BONN · Michael Klevenhaus, Betreiber des Cafés im Bonner Kunstmuseum, ist jetzt auch Chef des "Speisesaals" der Bundeskunsthalle.

 Neue Wirkungsstätte: Michael Klevenhaus im "Speisesaal" der Bundeskunsthalle.

Neue Wirkungsstätte: Michael Klevenhaus im "Speisesaal" der Bundeskunsthalle.

Foto: Barbara Frommann

Zurzeit bietet der "Speisesaal", das Café-Restaurant der Bundeskunsthalle, auf seiner Tageskarte unter anderem "Victoria's Fish & Chips". Hintergrund ist die aktuelle Ausstellung des Londoner Victoria & Albert Museums in der Kunst- und Ausstellungshalle. Themen- und Ausstellungsbezogene Kulinaria kannte man bislang eher vom gleich gegenüberliegenden "Café im Kunstmuseum", der Museumsgastronomie des städtischen Kunstmuseums.

Dort betreibt seit fast 20 Jahren Michael Klevenhaus das Bistro, seit 1. November hat er auch die Gastronomie der Bundeskunsthalle übernommen. "Nach 20 Jahren habe ich gedacht, da bewirbst du dich mal, nachdem ich mir das all die Jahre sozusagen von drüben angesehen habe", sagt Klevenhaus. "Alles ist vertraut, man kennt die Leute", erzählt er.

Mit 50 Jahren wollte er noch einmal eine neue Herausforderung wagen, "wenn's gut läuft, kann ich den bisherigen Erfolg verdoppeln", sagt er. Aber er sagt auch: "Ich kenne das Risiko, es steht und fällt mit den Ausstellungen." Seit einigen Wochen ist er Chef von insgesamt rund 30 Mitarbeitern, betreibt zwei Küchen nebst Mitarbeiterkantinen, organisiert das Catering für Veranstaltungen im Foyer der Kunsthalle, im Sommer kommen Dach- und Außengastronomie hinzu.

Apropos Außengastronomie: Die wird es nicht nur wie gewohnt im Café im Kunstmuseum geben, sondern auch auf dem Museumsplatz vor dem "Speisesaal". Die Museumsplatz-Konzerte sind Geschichte, für Klevenhaus eine Chance, sich auch da kreativ zu zeigen. "Es wird ja weiterhin Veranstaltungen hier geben wie beispielsweise das Museumsmeilenfest", sagt er, und mit der neuen Außengastronomie werde niemand gestört. Dann gibt's auch eine neue Küche und es wird noch einmal einiges umgestaltet, verspricht Klevenhaus.

Angefangen in der Gastronomie hat der umtriebige Bonner 1988 in der Beueler Brotfabrik, bevor er mit Partner Dietmar Schütz 1992 das Café im Kunstmuseum übernahm. Mit Witz und Ideenreichtum sorgten die beiden schon damals für originelle Gerichte auf der Karte, die mit den jeweiligen Ländern und Regionen der gerade stattfindenden Ausstellungen verbunden waren.

Im "Speisesaal" präsentiert Klevenhaus eine moderne regionale Küche mit rheinischem Einschlag, die über die aktuellen Ausstellungen "aufgelockert" wird. So freut sich Klevenhaus schon jetzt auf die Romy Schneider-Ausstellung im Frühjahr oder auf Andy Warhol im Februar. Ausstellungen, die er kulinarisch begleiten wird und "die für den Kunden das Gesamterlebnis Museum abrunden sollen."

Als wäre die Gastronomie noch nicht genug, hat Michael Klevenhaus noch so etwas wie einen Zweitberuf. Seit zehn Jahren betreibt er das Deutsche Zentrum für Gälische Sprache und Kultur am Hofgarten. Es bietet als einzige deutsche Institution Weiterbildungskurse für Sprache, Musik und Liedgut der gälischen Kultur Schottlands an.

Michael Klevenhaus ist Verfasser eines Lehrbuches der schottisch-gälischen Sprache, schreibt Kurzgeschichten auf Gälisch, singt auf Gälisch, und träumt auch manchmal auf Gälisch, wie er schmunzelnd hinzufügt. Für das nächste Jahr hat er ein Übersetzungsprojekt Schottisch-Gälischer Kurzgeschichten ins Deutsche geplant, im Landesmuseum läuft, noch bis Ende Januar, auf seine Initiative hin eine Fotoausstellung des in Schottland bekannten deutschen Fotografen Werner Kissling.

"This is very British", möchte man zu all dem sagen, und da ist ja auch noch die aktuelle "Art & Design For all"-Ausstellung des Victoria & Albert-Museums in der Bundeskunsthalle. Vor diesem Hintergrund gibt's nicht nur besagte "Fish & Chips" auf der Karte, sondern, passend zu Silvester, war die berühmte "Mullygatawny soup", die englische Hühner-Gemüsesuppe aus "Diner for One" zu finden. Just to please you...

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