Bonner Geschichte Wer gab den Straßen ihre Namen?
BONN · Niemand in Bonn wird sich fragen: Wer oder was ist das eigentlich - Beethoven? Nach dem weltberühmten Komponisten sind in seiner Heimatstadt ein Platz, eine Allee und eine Straße benannt. Bei Michael Leveilly, dem Namenspatron einer Straße in Ippendorf, dürfte das schon anders sein.
Nur wenige wissen, dass der 1694 in Frankreich geborene Architekt das Alte Rathaus, die Graurheindorfer Burg und das Koblenzer Tor entworfen hat. Und wer hätte gewusst, dass der Konrad-Adenauer-Platz zuvor fünf andere Namen trug, einer von ihnen war zwischen 1934 und 1945 "Adolf-Hitler-Platz"?
Alle diese, für historisch interessierte Bonner und Anwohner der entsprechenden Adressen gleichermaßen bereichernden Informationen sind in der Straßennamenauskunft der Stadt Bonn zu erfahren. Sie lässt sich auf der städtischen Website beim Bürgerservice unter "Bürgeranliegen von A-Z" anklicken.
Ansgar Sebastian Klein, Historiker und Autor des Buches "Bonner Straßennamen. Herkunft und Bedeutung" arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Stadtarchiv und speist regelmäßig wissenswerte Neuigkeiten in die umfangreiche Datenbank ein. Nicht nur, wenn durch frisch entstandene Siedlungen neue Straßennamen hinzukommen, sondern auch, wenn Umbenennungen stattfinden oder sich beim Studium alter Dokumente Hinweise zu vergangenen Epochen auftun.
"Über die alten Amtsblätter lässt sich vieles nachvollziehen, die gibt es seit den 1920er Jahren. Auch Protokolle des Stadtrats und der früheren Gemeinden helfen mir weiter", sagt Klein. Immer wieder kann er aus historischen Unterlagen, Chroniken und Biografien die Vorgeschichte heutiger Adressen erschließen. Die Straße "Auf dem Tonnenpfad" in Dransdorf beispielsweise trägt diesen Namen erst seit 1970. Zuvor hieß sie "Donnerpfädchen", "Auf der Donn" und "Auf den Tonnen".
Rund 2200 benannte Straßen und Plätze in Bonn
Der Historiker vermutet, dass der heutige Name auf eine fehlerhafte Überlieferung des Wortes "Donn" - als Spalier gezogene Weinstöcke - zurückgeht. Doch längst nicht alle Fragen sind zur Zufriedenheit des Archivleiters beantwortet: Seit Jahren würde Norbert Schloßmacher gerne in Erfahrung bringen, wo sich einstmals das älteste jüdische Bethaus von Bad Godesberg befand. "Ich habe in einer alten Quelle einen Hinweis auf seine Adresse gefunden, die ?In der Hütte? geheißen haben soll. Aber diesen Ort konnten wir bisher nicht lokalisieren."
Rund 2200 benannte Straßen und Plätze gibt es derzeit in Bonn. Zu den aktuellen Einträgen gesellen sich noch einmal etwa 1500, die sich mit früheren, inzwischen untergegangenen Bezeichnungen befassen. Allein 19 "Hauptstraßen" fanden sich vor der kommunalen Neugliederung des Bonner Raumes 1969 auf heutigem Stadtgebiet. Nur eine Hauptstraße - die in Holzlar - konnte nach der Eingemeindung weiter so heißen. Schloßmacher: "Die Faustregel hieß damals, dass man bei Namensgleichheit den Namen der Straße belässt, in der die meisten Anwohner leben." Das Archiv selbst ist im Stadthaus untergebracht. Adresse: "Berliner Platz". Auch darüber weiß die Datenbank Bescheid: Am 3. Mai 1977 beschloss der Hauptausschuss der Stadt Bonn diese Benennung, am 1. Januar 1978 trat sie in Kraft. Der frühere Name "Sternplatz" wurde ungültig.
Beispiel Maxstraße
Die heutige Maxstraße in der Altstadt ist ein anschauliches Beispiel für wechselnde Benennung: Bis 1869 hieß sie In der Maar und dann bis 1922 Maxstraße. Die folgenden elf Jahre stand auf den Schildern Karl-Marx-Straße, von 1933 bis 1949 dann wieder Maxstraße. Erneut trug sie dann in der Zeit von 1949 bis 1961 den Namen Karl-Marx-Straße. Erst seit
54 Jahren heißt sie wieder Maxstraße, benannt nach Maximilian Franz von Österreich (1756-1801), dem letzten Kurfürsten von Köln. Manche Straßen sind im Stadtplan kursiv gedruckt, wie etwa der Professorenweg im Kottenforst. So wird mit Namen verfahren, die sich eingebürgert haben, aber nicht offiziell festgeschrieben sind.
