Kommentar Wartezeiten im Bürgeramt: Bürgerservice geht anders

Mehr Service und Bürgernähe bei immer weniger Personal in städtischen Amtsstuben, ganz ehrlich: Wer so etwas verspricht, hat zwar womöglich sein Wirtschaftsstudium erfolgreich bestritten, aber keine Ahnung von der Realität des wirklichen Lebens.

Beispiel Bürgeramt: Wenn dort 17 Stellen wegfallen und die Zentralisierung als Erfolg für die Bürger verkauft wird, ist nicht verwunderlich, dass es erst einmal hakt und die Schlangen vor der Tür und die Wartezeiten bei der Terminreservierung lang und länger werden. Ein Unding ist das. Bürgerservice geht anders.

Beispiel Natur: Wenn die Stadt 74 Grünflächen aufgeben und fast 600 Standorte in den Pflegestandards herabstufen will, ist das ebenfalls dem immer kleineren Etat des zuständigen Amts geschuldet. Beispiel Freibäder: Wenn die Öffnungszeiten auf sieben Stunden begrenzt werden und das Frühschwimmen radikal gekappt wird, steckt dahinter ein Personalproblem - und der Zwang zum Sparen. Bürgernähe ist das nicht.

Was kommt noch, mag man sich fragen angesichts eines Schuldenstands der Stadt Bonn von 1,7 Milliarden Euro? Gehen jetzt die Lichter aus und werden die Bürgersteige hochgeklappt? Das wohl kaum. Aber jetzt zeigt sich, dass die Bürgerbefragung "Bonn packt's an" mit dem Aufruf, Sparideen einzureichen, kein Selbstzweck war. Und wer behauptete, die Stadt habe zu viele Mitarbeiter und müsse abspecken, erkennt jetzt: Viel Raum zum Sparen ist auch da nicht mehr. Vieles hängt vom Personal ab. Ob es unter diesen Umständen so motiviert ist wie früher, ist eine andere Frage.

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