Lange Wartezeiten für Online-Termine im Stadthaus Acht Tage bis zum Kennzeichen

BONN · Alles super mit dem neuen System der Terminreservierung im Bürgeramt Bonn? Von wegen, sagt Hans Müller. Der Endenicher hat versucht, sich für eine Kfz-Ummeldung im Straßenverkehrsamt einen Termin geben zu lassen. Das Ergebnis: "Ich habe über die Online-Reservierung frühestens für nächste Woche einen Termin bekommen - das hätte für mich acht Tage Wartezeit bedeutet."

Acht Tage - kann das sein? Schließlich hatte sich Stadtdirektor Wolfgang Fuchs erst vor einem Monat bei den Bürgern für die Engpässe im neuen Dienstleistungszentrum im Stadthaus entschuldigt, Besserung gelobt und zugesagt, dass Wartezeiten vor den Schaltern nicht wieder vorkommen sollen.

Der GA machte jetzt die Probe aufs Exempel. Von der städtischen Homepage www.bonn.de ist es in der Tat nur ein Klick bis zur Terminreservierung. Wir geben dort an, dass wir ein Fahrzeug von außerhalb in Bonn zulassen wollen - mit Halterwechsel. Und in der Tat wird als erster möglicher Termin Donnerstag, 23. Juli, vorgeschlagen. Mithin eine Wartezeit von neun Tagen. Dasselbe, wenn man sich ums Ausstellen eines Kurzzeitkennzeichens bemüht, was für eine Probefahrt oder Überführung kurzfristig passieren sollte. Auch hier zeigt das System eine Wartezeit von neun Tagen. Als erster freier Termin wird erneut der 23. Juli genannt.

"Ich finde das unzumutbar", sagt Müller. "Ich habe seit 35 Jahren mit Zulassungen von Autos zu tun, aber so schlimm war es noch nie." Früher habe man schon mal eine Stunde im Stadthaus warten müssen, aber das sei immerhin noch besser gewesen als das heutige System. Es ist keine Einzelmeinung: GA-Leserin Ulrike Gerling, die nach eigener Aussage sechs Wochen auf einen Termin warten sollte, ging lieber frühmorgens persönlich ins Stadthaus. Aber: "Keine Chance. Als wir dran kamen, waren alle Termine für den Vormittag weg." Und für einen Termin tags drauf, so erfuhr sie, musste sie sich erneut am nächsten Morgen ab 8 Uhr anstellen. Ähnlich erging es Martin Schulte-Beckhausen, der Mitte Juni einen Ummeldetermin vereinbaren wollte und ihn für Ende August erhielt. "Sechs Wochen Wartezeit statt wie früher eine Wartezeit von einer Stunde, das ist also für die Stadt Bonn bürgernaher Service", sagt er und meint ironisch: "Ich danke."

Im Bürgeramt, das nur an zwei Werktagen bis 18 Uhr geöffnet ist, sonst bis 13 Uhr, versteht man die Kritik nicht. "Wer heute persönlich vorspricht, kann auch diese Woche noch einen Termin bekommen, wenn er sein Auto zulassen muss", ließ Thomas Fricke aus dem zuständigen Amt mitteilen. Müllers Vermutung, Termine, die von Autohäusern geblockt, aber nicht wahrgenommen würden, seien dann für die Allgemeinheit gesperrt, widerspricht er und sagt: Händler, Autohäuser und Zulassungsdienste würden grundsätzlich am Händlerschalter bedient. Es komme immer wieder mal vor, dass auch die einen Termin vereinbarten. "Wenn wir das bemerken, weisen wir auf den Sonderschalter für unsere Händler hin", sagt Fricke. "Wir haben auch schon mal von Händlern gebuchte Termine mit diesem Hinweis wieder gelöscht." Allerdings stecke dahinter ein hoher Aufwand, den man in der Zulassungsstelle nicht regelmäßig leisten könne.

Die Zustände in Bürgeramt, Kfz-Zulassungsstelle und Führerscheinstelle rufen seit der Zusammenlegung im Frühjahr Ärger hervor: Bürger mussten zum Teil stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen. Auch telefonisch war kaum ein Durchkommen, weil das Personal zu knapp bemessen war. Die Stadt reagierte im Juni, indem sie fünf Nachwuchskräfte einarbeitete, die ab Juli die 67 Mitarbeiter im Dienstleistungszentrum unterstützen. Zuvor waren durch die Zusammenlegung 17 Stellen eingespart worden.

Die Linke hat inzwischen beantragt, der Stadtdirektor solle dem Stadtrat Rede und Antwort zur telefonischen Erreichbarkeit, der Zeitspanne zur Terminplanung und zu den Wartezeiten stehen. Zur Begründung wird auch hier auf die Schwierigkeit verwiesen, zeitnah Termine zu bekommen. Während die Verwaltung meint, "grundsätzlich" greife das neue System, findet die Linke: "Mehr als sechs Wochen nach dem Start werden jetzt strukturelle Probleme deutlich." Bisher sei das neue Dienstleistungszentrum ein Flop. Wer immer weniger Personal bereitstelle, könne nicht mehr Service als früher erwarten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort