"Charles Knie" in Bonn Der Zirkus ist in der Stadt

BONN · Kurz vor dem großen Unwetter reisten sie an: Die Zirkusleute vom Zirkus Charles Knie. Am Montagnachmittag noch in Recklinghausen stand das große Zirkuszelt bereits am Dienstag in Bonn - mit vier kleinen Türmen, rot-weiß gestreift wie ein Campino-Bonbon.

Seither sind ungewöhnliche, fremdartige Geräusche auf dem Platz an der Ludwig-Erhard-Allee/Ecke Kennedyallee zu hören: das Grollen von Tigern und Löwen oder das Blöken eines Kamels. Kängurus, Elefanten und Seelöwen flüchten sich an diesem heißen Tag lieber in den Schatten in ihren Außengehegen oder kühlen sich in den kleinen Wasserbecken ab.

Doch trotz lähmender Hitze herrscht kein Stillstand auf dem Zirkusplatz: Gurte werden nachgezogen, Lampen angebracht und eingestellt, und "die Versorgung der Tiere hat immer Priorität", erklärt Pressesprecher Patrick Adolf, der wie die meisten Mitglieder im Zirkus aufgewachsen ist.

Exotische Tiere gehörten schon immer zum Programm des Großzirkus' wie auch Auftritte von internationalen Artisten oder Clowns. "Wir machen den Spagat zwischen einem modernen Zirkus mit einigen traditionellen Nummern", erklärt Patrick Adolph. Das bedeutet: Das Rahmenprogramm bleibt das eines traditionellen Zirkus, wie er schon vor hundert Jahren durchs Land zog.

Doch Ausstattung, Vielfalt und Schwierigkeitsgrad der artistischen Darbietungen sowie die Unterbringung der Tiere und die Methoden ihrer Dressur seien hochmodern. "Nur so können wir als Zirkus überleben", sagt Adolph.

Vor allem der kleine, traditionelle Zirkus kämpfe immer mehr um seine Existenz. Vielleicht, weil er sich zu sehr an die alten, zu eintönigen Programme klammere, vermutet Adolph. Beim Zirkus Charles Knie sei man dagegen für die nächsten Jahre fast komplett ausgebucht.

In manchen Städten bleibt der Zirkus nur ein oder zwei Tage, wenn die Stadt zu klein oder nicht finanzkräftig genug ist. In Städten wie Bonn bleibt er bis zu zwei Wochen. Das Wichtigste aber sei: Irgendwann werden die Zelte abgebaut, die Wohnwagen sind wieder unterwegs auf der Straße mit einer neuen unbekannten Stadt als Ziel.

Und überall will der Zirkus mit dem brasilianischen Hochseilakrobaten Nicol Nicols, mit Showballett und Tom Dieck Juniors Vorführungen mit Tigern, Löwen und Ligern, einer Kreuzung zwischen Tiger und Löwe, beeindrucken. "Wir müssen die Höchstleistung in Vielfalt und Niveau bieten, ein Programm das Kinder, Jugendliche und Eltern von zu Hause weglockt", sagt Adolph.

"Es muss mit der Unterhaltung im Internet und Fernsehen konkurrieren." Viele der Artisten sind Gewinner des diesjährigen Circus Festivals von Monte Carlo, die Besten ihrer Zunft. Sie stammen aus verschiedenen Ländern - und haben alle gemeinsam: die Liebe zum Nervenkitzel, zum Rampenlicht. Die Amtssprache im Zirkus ist übrigens Italienisch.

PETA wirft Zirkus Tierquälerei vor

Die Tierschutzorganisation PETA kritisierte das städtische Veterinäramt, das Gastspiel des Zirkus Knie nicht untersagt zu haben. Die Organisation wirft dem Zirkus "rücksichtslose Tierhaltung" vor. So müsse sich Elefantentrainer Elvis Errani im Oktober wegen Tierquälerei vor dem Amtsgericht Darmstadt verantworten.

Hintergrund sei die im Zirkus Knie angewandte Praxis, die Elefanten zwischen den Ortswechseln bis zu 16 Stunden auf den Lkw-Transportern zu belassen. Zirkussprecher Patrick Adolph verwahrte sich gegen die Kritik. Der Zirkus habe die Einstellung des Verfahrens gegen den Elefantentrainer beantragt. Auch habe er ein Gutachten anfertigen lassen, nach dem die Tiere durch den Transport nicht gestresst würden.

In allen Städten, in denen der Zirkus gastiere, werde er durch die Veterinärämter geprüft. "Wir halten uns strikt an alle Vorschriften", sagte Adolph. Der Bonner Rat hatte 2013 ursprünglich beschlossen, Zirkusse mit Wildtieren im Programm in Bonn zu verbieten. OB Jürgen Nimptsch musste diesen Beschluss angesichts der Rechtslage indes beanstanden, nach der ein solches Verbot nicht erlassen werden durfte.

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