Stiller Alarm in Bonner Taxis Das System ist noch nicht ausgereift

Bonn · Wenn das gelbe Schild auf einem Taxi munter blinkt oder sogar LED-Lämpchen nervös flackern, dann feiert der Chauffeur nicht etwa Silvester und ist auch nicht unbedingt auf dem Weg zu einer Disco, sondern womöglich in Not.

Es ist ein stiller Alarm, der über einen geheimen Schalter im Inneren des Autos ausgelöst wird, damit der Fahrer auf sich aufmerksam machen kann, ohne es dem Mitfahrer zu zeigen.

Der Hintergrund: Wer das sieht, sollte die Polizei alarmieren, sodass dem Opfer geholfen werden kann. Aber in der Regel komme es gar nicht so weit, denn meistens sei es ein Fehlalarm, den die Fahrer gar nicht bemerkten, sagt Claus Lenz von der Bonner Taxi-Zentrale. "Das System ist noch nicht ausgereift", findet er.

Zwar sei die technische Möglichkeit zum stillen Alarm gesetzlich vorgeschrieben, seitdem es die Trennscheibe aus Panzerglas längst nicht mehr gibt. Die war in den 60er Jahren in die Taxis installiert worden, um den Fahrgast auf Abstand zum Fahrer zu halten. Doch dann setzte man auf elektronische Hilfen. Das Problem dabei: Der Fahrer betätigt oft versehentlich den geheimen Schalter und merkt es nicht einmal.

Blinkendes Schild im Wageninneren nicht zu sehen

Denn das blinkende Taxischild ist im Inneren nicht zu sehen, und es weist auch kein Lämpchen am Armaturenbrett oder in den Instrumenten darauf hin, dass der Schalter ausgelöst wurde. Und so müssen Fahrerkollegen oder die Polizei gucken, ob alles in Ordnung ist. Lenz ist zwiegespalten: "Es ist einerseits gut, aber andererseits auch blöd, dass man das im Auto nicht sieht." Von den Taxen in Bonn hätten nach Lenz' Worten nur zehn Wagen die LED-Technik im Taxischild verbaut. Bei allen anderen blinkt das ganze Schild.

Und es gibt noch die zweite Stufe des Alarms: Löst der Fahrer den Schalter erneut aus, blinken Scheinwerfer und die hinteren Blinklichter und es ist eine Intervallfolge von Huptönen zu hören. Abzustellen ist sowohl der stille als auch der laute Alarm nur durch einen Schalter, der versteckt im Kofferraum oder Motorraum installiert ist.

"Fehlalarme werden bei uns nicht festgehalten, aber das kommt selten vor", sagte eine Sprecherin der Bonner Polizei. "Wir betrachten das erst mal als Ernstfall, aber meist wird schnell klar, dass der Alarm nicht gewollt ausgelöst wurde." In den Jahren 2013/2014 habe es sechs Taxiüberfälle gegeben, die Hälfte davon wurde aufgeklärt.

Häufiger als Raubüberfälle seien Situationen, in denen es um einen fingierten Auftrag gehe, fügt Lenz hinzu. "Der Fahrer wird dann zu einer Adresse bestellt, wo er das Auto verlassen muss. In dieser Zeit wird die Scheibe eingeschlagen und alles aus dem Inneren gestohlen." Deshalb rät die Funktaxi-Zentrale-Bonn zum Beispiel, die Geldbörse immer mitzunehmen.

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