Probleme in Bonn Einzelne Notrufe bei der 110 landen bei der Feuerwehr

Bonn · Falsch verbunden mit der 110: Als eine Bad Godesbergerin den Notruf der Polizei gewählt hat, landete sie nicht bei den Ermittlern, sondern bei der Feuerwehr. Wie kann es dazu kommen?

 Die Notrufe landeten in der Rettungsleitstelle der Bonner Feuerwehr.

Die Notrufe landeten in der Rettungsleitstelle der Bonner Feuerwehr.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist eine Situation, die wohl keiner gerne erleben möchte. Weil man einen Einbrecher beobachtet, Zeuge einer Schlägerei wird oder sich selbst in Gefahr befindet, wählt man die 110. Um die Polizei zu erreichen. Doch am anderen Ende meldet sich kein Ermittler – sondern die Feuerwehr.

Was merkwürdig klingt, ist schon passiert. Gleich zweimal war Hiltrud Boldt-Schiffer betroffen, als sie einem Telefonbetrüger das Handwerk legen wollte. Die Bad Godesbergerin wählte die Notrufnummer der Polizei. Und landete bei der Feuerwehr. Wie es zu der Fehlschaltung kam, konnte sich die Godesbergin nicht erklären. Ebenso erging es einem GA-Leser, allerdings bereits im April 2017. „Während eines tätlichen Angriffs auf mich in Mehlem wollte ich die Polizei rufen, landete aber bei mindestens drei Versuchen immer wieder bei der Feuerwache Bonn“, berichtet der Mann. Dies habe er weitergegeben, „jedoch nie eine Antwort erhalten“. Durch die Geschichte von Boldt-Schiffer fühlte er sich an sein eigenes Erlebnis erinnert.

Leitstellen können Anrufe weiterleiten

Grundsätzlich erfolgten keine „Umleitungen der Anrufe über den Notruf 110 an die Feuerwehr“, erklärt der Bonner Polizeisprecher Michael Beyer. Treten technische Störungen auf, „werden die Anrufe auf andere, benachbarte Leitstellen der Polizeibehörden umgeleitet“. Für das Bonner Präsidium seien dies zum Beispiel die Behörden Köln, Siegburg oder Euskirchen. „Zahlen werden dazu nicht erfasst“, so Beyer.

Doch wie kann es überhaupt dazu kommen? Ein Grund dafür, dass ein Notruf bei der „falschen“ Leitstelle lande, sei nach Erkenntnissen der Bonner Polizei die Technik, die die Anrufer nutzten. Sprich: eine Störung bei oder an den Telefonen. Außerdem könnten technische Probleme der Mobilfunkanbieter schuld an der Umleitung sein, so Beyer. Denn: „Es ist technisch möglich, dass bei Anwahl der 110 mittels eines Mobiltelefons tatsächlich ein Notruf an die Feuerwehr 112 abgesetzt wird.“

Grundsätzlich sei es möglich, fehlgeleitete Anrufe zu verbinden. Heißt: Die Feuerwehr kann das Telefonat zur Polizei zurückstellen – und umgekehrt. Denn vereinzelt, so Beyer, seien schon Anrufe für die Wehr bei den Ermittlern gelandet. „Sollte die Weiterleitung nicht zustande kommen, wird der entsprechende Anrufer zurückgerufen“, so Beyer. In Ausnahmefällen könnte „das Anliegen auch zunächst bei der Feuerwehr platziert werden“.

Wie oft diejenigen, die die 110 wählen, irrtümlich bei der 112 landen, könne man nicht sagen, so Andrea Schulte vom städtischen Presseamt. „Zahlen dazu werden nicht erfasst.“ Aus Sicht der Stadt seien meist Netzüberlastungen der Grund für Fehlschaltungen. „Der kurzzeitige Ausfall einzelner Funkmasten kann ebenfalls ein solches Phänomen hervorrufen“, so Schulte. Wichtig sei, dass durch das Umrouten keine Notrufe verloren gehen. Im Zweifel werde die europaweit einheitliche Notrufnummer 112 angewählt. „Sollten zu viele Notrufe bei der Leitstelle der Feuerwehr Bonn auflaufen, werden diese nach einer gewissen Zeit automatisch in die Leitstelle nach Siegburg weitergeleitet und dort bearbeitet.“

Dass kein Anruf verlorengeht, betont auch Beyer. Das war nicht immer so. 2012 zum Beispiel gingen 136.129 Notrufe bei der Bonner Polizei ein, 5527 davon gingen „verloren“. Das heißt, dass die Anrufer nach mehr als fünf Sekunden Wartezeit wieder aufgelegt haben. 2237 Notrufe wurden gar nach 20 Sekunden noch nicht angenommen. Grund für die ins Leere gegangenen Notrufe sei die veraltete Technik in der Leitstelle, hieß es damals.

Das soll nun anders sein. Denn im 2018 wurde diese in ganz NRW modernisiert und vereinheitlicht, so Beyer. Ein „Ins-Leere-Laufen“ soll damit ausgeschlossen sein. Aber: „Seitdem ist eine Auswertung der eingehenden Anrufe nicht mehr möglich“, räumt der Polizeisprecher ein.

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