OB Nimptsch strebt WCCB-Fertigstellung unter städtischer Regie an

Am Freitag, 13 Uhr, Pressekonferenz im Stadthaus: So entspannt hat man Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch schon lange nicht mehr gesehen. Dabei haben der OB und seine Mitstreiter noch bis tief in die Nacht an der umfangreichen Ratsvorlage für das World Conference Center Bonn (WCCB) gestrickt.

OB Nimptsch strebt WCCB-Fertigstellung unter städtischer Regie an
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Bonn. Am Freitag, 13 Uhr, Pressekonferenz im Stadthaus: So entspannt hat man Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch schon lange nicht mehr gesehen. Dabei haben der OB und seine Mitstreiter noch bis tief in die Nacht an der umfangreichen Ratsvorlage für das World Conference Center Bonn (WCCB) gestrickt.

Die Antragsfrist für die Ratssitzung am 8. Juli, in der es um die Zukunft des WCCB geht, endete um 24 Uhr. So gerade noch geschafft, könnte man sagen. Doch nun ist für Nimptsch endlich der Zeitpunkt gekommen, beim Thema WCCB nach vorne zu schauen. Auch öffentlich. Nimptsch präsentiert Teile der Ergebnisse aus vielen Arbeitssitzungen mit vielen Beratern. Tenor: Es muss (und kann) weitergehen mit dem ruhenden Bau.

Per "Heimfall". Zügig. Doch nach vorne schauen heißt beim WCCB auch immer die Vergangenheit mit ins Kalkül zu ziehen. Was Nimptsch am Freitag nicht öffentlich sagt, findet sich in den nichtöffentlichen Vorlagen, die den Ratsmitgliedern am Vorabend per Bote zugestellt wurden. Kurz gesagt: Es wird teuer für die Stadt.

Während Nimptsch dabei aber auf die Bedeutung Bonns als UN-Standort mit Tausenden von Arbeitsplätzen verweist und vor allem auf eine üppige "Umwegrendite" hofft, über die sich das WCCB für die ganze Stadt lohnen soll, ist nur eines sicher: Der angestrebte "Heimfall" und damit die komplette Rückeroberung der Stadtkontrolle über das gestrandete Projekt, kostet erst einmal viele, viele Millionen Euro.

Entschließt der Stadtrat sich grundsätzlich für die von der Stadtspitze favorisierte Heimfallvariante, entstehen verschiedenste Kostenpositionen, die alle den städtischen Haushalt zusätzlich belasten. Denn alle "Von-Bis-Betrachtungen" der städtischen Berater laufen auf einen Endsaldo von 118 bis 175 Millionen Euro hinaus - Überraschungen, wie es sie beim WCCB immer wieder gegeben hat, exklusive. Im Endsaldo enthalten: Die Ausgleichsleistung der Stadt zugunsten der Insolvenzmasse.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Gewagte Prognose"Hierfür soll der Rat Stadtkämmerer Ludger Sander für eine weitere Kreditaufnahme im Haushalt 2010 von 10,5 Millionen Euro ermächtigen. In der von Nimptsch favorisierten WCCB-Zukunft stecken naturgemäß viele Fragezeichen. So taucht in den nichtöffentlichen Ratsvorlagen auf der Habenseite zum Beispiel ein Hotel-Veräußerungsgewinn von 51 Millionen Euro auf. Ob das mit dem Verkauf in dieser Höhe allerdings klappt, weiß heute noch niemand.Und welchen Standard soll der Hotelbau, in dem bisher nur Musterzimmer 123 bezugsfertig ist, am Ende haben? Drei-Sterne oder Vier-Sterne-Plus? Fragen über Fragen, die jetzt zügig geklärt werden sollen. Verspricht Nimptsch. Derweil firmiert das WCCB unter der inoffiziellen Bezeichnung "kompliziertester Insolvenzfall Deutschlands". Hintergrund: In der Hülle einer privaten GmbH wurden mehr als 150 öffentliche Millionen Euro verplant und verbaut.

Da der Bauherr, die UN Congress Center Bonn GmbH (UNCC), insolvent wurde, kam Insolvenzverwalter Christopher Seagon ins Spiel. Mit ihm habe die Verwaltung, so Nimptsch, inzwischen Verhandlungen geführt, die sich "in einer finalen Phase befinden". Gleiches gelte für die Verhandlungen mit der Sparkasse. Nimptsch: "Ich bin sicher, den Knoten durchschlagen zu haben." Auch Seagons Sprecher Holger Voskuhl spricht von einer "konstruktiven Verhandlungsatmosphäre mit der Stadt".

Aber er sagte auch: "Es bedarf nach wie vor der Klärung relevanter Details." Darüberhinaus sind nach GA-Informationen die neuen Hürden die alten. Wie der GA berichtete,heißen sie: Vergaberecht, Mehrwertsteuer, Gewährleistung. Viele Details sind Nimptsch zufolge auch noch mit der Sparkasse zu klären. Dabei geht es auch um die erweiterte Nebenabrede (Bürgschaft) vom Mai 2009. Danach ist, so der Bericht des Rechnungsprüfungsamtes, vom zweiten Baukredit in Höhe von 30 Millionen Euro knapp die Hälfte zur Deckung des von "Investor" Man-Ki Kim nicht erbrachten Eigenkapitals verwendet worden - und zwar am Stadtrat vorbei. Nimptsch zufolge sind die städtischen Berater sich sicher: Damit sei die Nebenabrede null und nichtig.

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