Notdienstpraxis in Medinghoven hat sich bewährt
Notdienst leisten zu müssen, bedeutet für viele Ärzte eine lästige Pflicht. Dieser Job bindet Arbeitskraft und erbringt wenig Geld. Aus der Not eine Tugend gemacht haben die Ärzte in Alfter, Bornheim und im Westen Bonns.
Medinghoven. Notdienst leisten zu müssen, bedeutet für viele Ärzte eine lästige Pflicht. Dieser Job bindet Arbeitskraft und erbringt wenig Geld. Aus der Not eine Tugend gemacht haben die Ärzte in Alfter, Bornheim und im Westen Bonns.
Sie gründeten 2001 den Verein Notdienstpraxis und eröffneten im Malteser Krankenhaus in Medinghoven eigene Räume. 160 Mediziner taten sich damals zusammen und entwickelten ein Notdienst-Modell, das seitdem vielfach und gerne kopiert wird.
Heute, zehn Jahre nach der Gründung, bilanziert Dr. Franz Roegele, Vorsitzender des Vereins Notdienstpraxis Alfter/Bornheim/Bonn-West: "Wir können uns schon etwas darauf einbilden, dieses Angebot 2001 geschaffen zu haben. Es wird gut angenommen und ist auch allseits anerkannt."
Die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärztekammer haben das Bonner Modell übernommen und wollen es nach Aussage Roegeles flächendeckend umsetzen. Der Großraum Bonn ist in vier Notdienstbezirke aufgeteilt. Drei Bezirke - Beuel, Bad Godesberg/Wachtberg und Bonn-West - arbeiten bereits nach dem erfolgreichen Modell.
"In Bonn-Mitte wird schon seit geraumer Zeit daran gebastelt, das Modell umzusetzen. Was vor allem fehlt, ist die Entscheidung, an welchem Krankenhaus die Notdienstpraxis eröffnet wird. Bei der Vielzahl der Bonner Krankenhäuser ist diese Festlegung für die ausgewählte Einrichtung zukunftsweisend, weil es einen Standortvorteil bedeutet", so Roegele.
Bis 2001 war der Notdienst, zu dem jeder niedergelassene Arzt verpflichtet ist, so geregelt, dass jeden Tag ein anderer Mediziner Notdienst hatte. Patienten mussten also ständig in den Notdienst-kalender schauen. "Die Fallzahlen gingen von Jahr zu Jahr runter, weil die Patienten lieber direkt in eine Notfallambulanz eines Krankenhauses gefahren sind", so Roegele.
Das habe aber letztlich dazu geführt, dass viel zu viele Patienten vorsichtshalber stationär im Krankenhaus aufgenommen worden sind. Das hätten vor allem die Krankenkassen nicht länger mitgemacht und hätten deshalb neue Organisationsmodelle für den Notdienst eingefordert, so der Arzt.
"Lagen die Fallzahlen vor 2001 noch bei 250 im Monat im Bezirk Bonn-West, so waren es ein Jahr nach der Gründung unseres Vereins schon 490 Patienten. Aktuell liegt die Zahl bei 800 Besuchen pro Monat", erklärte der Mediziner aus Witterschlick. Der Vorteil des Standorts Malteser Krankenhaus liege darin, dass die Ärzte der Notfallpraxis jederzeit auf die Infrastruktur der Klinik zurück greifen können.
"Wir sind aber keine Konkurrenz für die Notfallambulanz des Hospitals, weil dort nahezu ausschließlich chirurgische und geburtshilfliche Fälle behandelt werden", erklärte Roegele. Jedes Mitglied des Notdienstpraxis-Vereins zahlt 800 Euro im Jahr in die Vereinskasse, damit die Dienstpläne koordiniert, die Abrechnungen geschrieben und alle anderen Aufgaben erledigt werden können. "Notdienst ist heute leider ein Zuschussgeschäft. Wir würden mehr verdienen, wenn wir in dieser Zeit in unserer eigenen Praxis arbeiten würden", so der Vereinsvorsitzende.