Netzlos in Vilich-Müldorf

Familie Wnuck zog in ein Neubaugebiet, in dem nicht überall DSL zur Verfügung steht. Das ist wohl kein Einzelfall

Netzlos in Vilich-Müldorf
Foto: Max Malsch

Netzlos in Vilich-Müldorf Der Traum vom Eigenheim kann schnell zum Ärgernis werden. So wie im Fall von Familie Wnuck. Mitte Juni wird sie in ihr lang ersehntes Reihenhaus im Vilich-Müldorfer Neubaugebiet einziehen.

Im Prinzip stimmt alles: das Häuschen im Grünen, die beiden Kinder bekommen ihr eigenes Zimmer, der Garten. Es hätte alles so schön werden können. Wenn nicht diese Sache mit dem DSL-Anschluss wäre. Denn auf den ist die vierköpfige Familie, deren Einkommen derzeit von der freiberuflichen Tätigkeit des Datenprogrammierers Wnuck abhängt, dringend angewiesen.

Ein Blick zurück: Im September 2008 unterschreiben Heike und Michael Wnuck den Kaufvertrag für ihr Haus im Wohnpark Vilich-Müldorf. Als der große Tag des Einzugs näher rückt, nehmen Wnucks Kontakt mit ihrem Internet-Anbieter Netcologne auf, um ihren Vertrag für Internet und Telefon umzumelden. Netcologne teilt mit, dass sie diesen Dienst nicht anbieten können. Denn vor Ort sind Glasfaserkabel der Deutschen Telekom verlegt, die - anders als Kupferkabel - nicht durch andere Anbieter genutzt werden können.

Dann die Hiobsbotschaft: Die Leitungsfähigkeit des Glasfaserkabels reicht wahrscheinlich nicht bis zum Haus der Wnucks. Sie sind, so scheint es, netzlos. Alternativen, die der Konzern anregt - Internet über Satellit oder Mobiltelefon - sind für den Programmierer Wnuck, der täglich zu Hause mit riesigen Datenmengen hantiert, keine Lösung.

Für die Telekom scheint der Fall der Familie damit erledigt, denn auf mehrmaliges Anfragen bei der Kunden-Hotline gibt es keine Rückmeldung. Die Wnucks sind ratlos. "Wenn wir gewusst hätten, dass kein DSL-Anschluss zur Verfügung steht, hätten wir das Haus nicht gekauft", erläutert Heike Wnuck.

Die Deutsche Telekom will den Fall jetzt prüfen. Das teilt die Pressestelle auf Anfrage des General-Anzeigers mit. Sprecher André Hofmann nennt eine weitere Alternative: einen individuell zugeschnitten DSL-Anschluss, der die Familie jedoch 200 Euro pro Monat kosten würde. Ob das Verlegen von Glasfaserkabel am Ende doch eine Lösung wäre, kann Hofmann nicht sagen.

Fakt ist: Ein Kilometer Glasfaserkabel zu verlegen kostet den Konzern 50 000 Euro. "Wir können eine solche Investition für nur wenige Kunden nicht verantworten", erklärt Hofmann. Wie viele Vilich-Müldorfer im Wohnpark letztlich ohne Netzanschluss sein werden, lässt sich noch nicht sagen. Denn es sind weitere Häuser im Bau.

Unitymedia in Köln hat Familie Wnuck das Angebot gemacht, für rund 400 Euro eine Leitung für einen Internetanschluss zu verlegen. Die Straße vor ihrem Haus müsste aufgerissen werden. Zwei bis drei Wochen dauere das Ausbaggern und Verlegen, nach weiteren drei bis fünf Tagen, so hat es Unitymedia den Wnucks bestätigt, sei das Signal aufgelegt. Die 400 Euro trägt die Familie mit Fassung.

"Die Kosten sind ärgerlich, aber wichtiger ist, dass wir hier arbeiten können", meint Heike Wnuck. Wie es Unitymedia schafft, den Anschluss so günstig verlegen zu können, war bis am Freitag nicht zu erfahren: Die Presssestelle war nicht zu erreichen.

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