1.FC Köln verliert gegen Hannover Irreguläres Tor besiegelt Kölner Niederlage

KÖLN · Beim 0:1 gegen Hannover lenkt 96-Spieler Andreasen den Ball mit dem Arm über die Linie - dafür hätte er wegen einer Unsportlichkeit verwarnt werden müssen - stattdessen verlor der FC. Den Unparteiischen war die Sicht versperrt

Nach der ersten Saison-Heimniederlage des 1. FC Köln gab es nur ein Thema: Die krasse Fehlentscheidung von Bastian Dankert. Der Schiedsrichter aus Rostock hatte in der 38. Minute einen Treffer von Leon Andreasen anerkannt, den der gut sichtbar mit dem ausgestreckten rechten Arm zum 1:0-Sieg für Hannover 96 erzielt hatte. Dafür hätte er wegen einer Unsportlichkeit verwarnt werden müssen - stattdessen verlor der FC.

Nach einem von Hiroshi Kiyotake getretenen Eckball hatte Christian Schulz den Ball per Kopf verlängert, wobei er Kölns Jonas Hector foulte. Dann gab FC-Torwart Timo Horn dem Ball leicht eine andere Flugrichtung, so dass er an Andreasen vorbei geflogen wäre. Doch der Hannoveraner fuhr den Arm aus und traf.

Gut eine Stunde nach dem Spielende gab der Unparteiische aufgrund der Fernsehbilder zu, dass es ein irregulärer Treffer gewesen sei. Aus dem Spiel heraus hätten weder er noch sein auf Torhöhe stehender Assistent das Handspiel gesehen. Deshalb habe er auch nicht bei Andreasen nachgefragt, ob er die Hand zu Hilfe genommen habe. Ob der dies zugegeben hätte, ist im Nachhinein hypothetisch. Nach der Partie flüchtete sich der 96er in Allgemeinplätze: "Ich weiß nicht, ob ich den Ball an den Arm bekommen habe. Ich habe wohl etwas an der Hand gespürt. Ich muss mir das im Fernseher anschauen."

Rückendeckung bekam Andreasen von Michael Frontzeck. Als ein Journalist den 96-Trainer, der eine Dreiviertelstunde nach dem Abpfiff noch kein Fernsehbild von der Szene gesehen haben wollte, fragte, wie es um das Fairplay seines Spielers bestellt sei, giftete Frontzeck: "Ich werde Andreasen keinen Vorwurf machen. Der hat Herz, ich stehe zu 100 Prozent zu ihm. Man sollte vorsichtig damit sein, dem Jungen vorzuwerfen, er hätte betrogen. Unglückliche Entscheidungen gehören zum Fußball."

[kein Linktext vorhanden]Zustimmung erhielt Frontzeck von seinem Trainerkollegen, der meinte, Fairplay im Sport sei zuweilen grenzwertig. Deshalb sei er auch im Kabinentrakt zu Leon Andreasen gegangen und habe ihm gesagt, er müsse sich nicht entschuldigen. "Er weiß, dass er ein Handspiel gemacht hat. Aber es sollte kein Spießrutenlaufen für ihn geben", meinte Peter Stöger. Aus seiner Sicht sei es allein die Aufgabe des Schiedsrichter-Quartetts, über die Anerkennung eines Treffers zu entscheiden. Das sei nicht auf den Spieler abzuwälzen.

Anders sah es sein Torwart. "Wenn Andreasen befragt worden wäre, wäre es fair von ihm gewesen, das Handspiel zuzugeben", meinte Timo Horn. FC-Manager Jörg Schmadtke kritisierte vehement, dass der Schiedsrichter nicht beim Spieler nachgefragt habe, nachdem die Kölner Akteure ihn dazu aufgefordert hatten. "Da turnen vier Leute herum, aber keiner hat es nötig, den Spieler zu fragen. Das halte ich für fahrlässig. Ich fordere keine Bestrafung für ihn, stelle aber fest, dass er großen Anteil an unserer Niederlage hatte."

Auch wenn das Ergebnis und die erste FC-Heimniederlage nach 14 Spielen ohne Niederlage aufgrund des überlegenen Spiels ungerecht waren, so traf die Gastgeber auch selbst die Schuld. Der FC ließ klarste Torchancen ungenutzt. Zudem überragte der Kölner Ron-Robert Zieler im Hannoveraner Tor. Er klärte glänzend gegen Marcel Risse (33.), Milos Jojic (68.), Philipp Hosiner (76.) und Anthony Modeste (86.).

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