Torjäger des 1. FC Köln Modeste sorgt für Tore und gute Laune

KÖLN · Weil sich Kölns Mittelstürmer Anthony Modeste bei seinem neuen Arbeitgeber wieder wohlfühlt, gelingen ihm Treffer wie am Fließband.

 Torfreude nach eigenen Treffern erlebte Anthony Modeste bereits in sechs Punktspielen.

Torfreude nach eigenen Treffern erlebte Anthony Modeste bereits in sechs Punktspielen.

Foto: dpa

Das Thermometer zeigte vier Grad über dem Gefrierpunkt. Dauerregen hatte den Rasen des Übungsplatzes am Geißbockheim aufgeweicht. Genau in dieser nasskalten Mischung wälzte sich Anthony Modeste im Dreck und lachte sich die Luft aus dem Leib. Eine Aktion beim Kultspiel "fünf gegen zwei" hatte den Stürmer völlig aus dem Häuschen gebracht.

"Das kennen wir von ihm. Er hat oft gute Sprüche auf Lager, auch schon auf Deutsch. Im Mannschaftsbus schreit er oft irgendetwas, was kaum einer versteht. Dann lacht er sich kaputt. Der Tony ist schon ein komischer Vogel", beschrieb Yannick Gerhardt schmunzelnd den Franzosen.

Mit sechs Treffern in sechs der ersten acht Saisonspiele besitzt er entscheidenden Anteil am bisherigen Höhenflug des 1. FC Köln. Am Sonntag gegen Hannover möchte er daran anknüpfen.

Modeste trifft fast bei jedem vierten Torschuss

"Er hat vieles, was einen guten Spieler auszeichnet", lobt sein Trainer. Beim Aufzählen solcher Tugenden erwähnt Peter Stöger nicht einmal die Torgefahr. Stattdessen zählt er auf, dass Anthony Modeste den Ball sichern könne, mit seinem Körper große Präsenz zeige und das FC-Spiel dank seiner Kopfballstärke (drei Treffer) verändert habe.

Aus Sicht seiner Mitspieler "ist er immer brandgefährlich", wie Leonardo Bittencourt betonte. Auch Kevin Vogt lobt, wenn er sagt: "Tony braucht nicht viele Chancen. Wenn er die Dinger kriegt, dann klingelt's." Fast jeder vierte Torschuss ist beim zweifachen Familienvater ein Torerfolg.

Diese Treffsicherheit könne überraschen, gibt sein Trainer zu. "Aber dass er zu den Tormöglichkeiten kommt, das überrascht uns ganz und gar nicht." Das hänge schließlich mit seinen Stürmerqualitäten zusammen.

Die bewies er auch im französischen Nationaltrikot, aber nur in Jugend- und Junioren-Auswahlmannschaften. Jetzt ist sein großes Ziel die Equipe Tricolore. "Ich möchte gerne im nächsten Jahr bei der Heim-EM dabei sein", sagt der Mittelstürmer.

Die Konkurrenz ist mit Karim Benzema (Real Madrid/7 Spiele/5 Tore), Antoine Griezmann (Atletico Madrid/7/3), Anthony Martial (ManU/4/3), Olivier Giroud/Arsenal/8/3) und Bafetimbi Gomis (Swansea/8/4) allerdings groß und prominent.

Modeste spürt das Vertrauen

Bei der TSG Hoffenheim stellte er seine Qualitäten (19 Tore in 55 Punktspielen) unter Beweis, fand dennoch nicht die Anerkennung. "Ich bin ein Spieler, der das Vertrauen des Trainers benötigt", sagte Anthony Modeste. In der Vorsaison habe ihn nach dem unbedeutendsten Fehlpass bereits die Angst umgetrieben, ausgewechselt zu werden. Beim FC spüre er den wichtigen Rückhalt und versuche, das ihm durch die Verantwortlichen entgegengebrachte Vertrauen mit guten Leistungen zurückzuzahlen.

Die hatten sich im Frühjahr im Umfeld des in Cannes geborenen Spielers umgehört, um einschätzen zu können, wie neben der fußballerischen seine menschliche Seite aussehe. Als klar gewesen sei, dass der 27-Jährige charakterlich in die Kölner Mannschaft passe, habe man den Transfer in die Wege geleitet, so Peter Stöger.

Keine Bedeutung habe dagegen die Leistung von Anthony Modeste beim Hoffenheimer Gastspiel vor genau einem halben Jahr in Köln gespielt. Da hatte er als Einwechselspieler innerhalb von 28 Minuten die Begegnung fast noch zugunsten der Kraichgauer gedreht. Erst bereitete er das 1:2 vor, dann traf er zum 2:3 und besaß eine große Chance zum Ausgleich.

"Von einem halbstündigen guten Einsatz gegen den FC machen wir es nicht abhängig, ob wir 4,5 Millionen Euro ausgeben. So weit sind wir noch nicht", scherzte Peter Stöger. Aber wenn der Torjäger weiter so erfolgreich spiele, werde man noch viel Spaß an ihm haben. Und Anthony Modeste würde dann noch oft für solch eine ausgelassene Stimmung wie beim gestrigen Training sorgen.

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