Bildung im Rhein-Sieg-Kreis Statt Krawalle drohen Pennäler mit Ab(i)riss

Rhein-Sieg-Kreis · Bei den Feierlichkeiten der Abiturienten in der Region bleibt es friedlich. Zu Besuch in Rheinbach und Bornheim.

 Am Gymnasium Sankt Joseph musste eine Lehrerdelegation gegen die Abiturienten antreten.

Am Gymnasium Sankt Joseph musste eine Lehrerdelegation gegen die Abiturienten antreten.

Foto: Nikola Noske

Wo normalerweise Basketbälle durch die Lüfte fliegen und Leichtathletik gelehrt wird, steht heute eine Showbühne. Die Turnhalle des Rheinbacher Gymnasiums St. Joseph ist kaum wieder zu erkennen, denn heute ist der letzte Schultag der Schüler der Stufe 12 – und somit der Abigag. Anders als Anfang der Woche in Köln bleiben die Feierlichkeiten in der Glasstadt friedlich.

Den ganz besonderen Tag im Leben eines Schülers feiern die St. Joseph-Schülerinnen zusammen mit den Zwölftklässlern des kooperierenden Vinzenz-Pallotti-Kollegs (VPK) mit einer rauschenden Abishow. Auf der Bühne stehen zwei Abiturienten mit Bauarbeiterhelmen auf dem Kopf. Das Motto: „Ab(i)riss – Das Pallotti geht mit uns“. Dieser Slogan enthält viel Wahrheit, denn der Abiturjahrgang 2016 ist der letzte des VPK (der GA berichtete). Zum 31. Juli schließt die Schule ganz offiziell.

Die Schüler, die momentan das Vinzenz-Pallotti-Kolleg besuchen, werden ab nächstem Schuljahr auf nach Sankt Joseph wechseln. Doch dieser Termin überschattet die Veranstaltung keineswegs: Die Schüler feiern gemeinsam mit ihren Lehrern, liefern sich Duelle und spielen Musik so laut es geht.

Vorbereitend auf den glanzvollen Abschlusstag fand in den Gymnasien in dieser Woche die Mottowoche statt. Die angehenden Abiturienten zelebrieren ihre letzte Tage in der Schule, indem sie zum Beispiel kostümiert in die Schule kommen, sich Wasserschlachten liefern oder im Unterricht gemeinsam frühstücken – kein vergleich zu den Untrieben in Köln.

Anders ticken die Uhren in Sachen Abistreich in Bornheim-Hersel: An der Ursulinenschule fand die Mottowoche zwar wie gewöhnlich statt, der Abigag wird jedoch immer erst nach den Abiturklausuren veranstaltet. Wann genau das sein wird, hält die Schule noch geheim. Grund: Es soll eine Überraschung sein, teilte die Schulleitung auf GA-Anfrage mit.

Andere Schulen feierten ihr Abitur dafür umso bunter - mit den verschiedensten Motti: „Whatsabi – Zuletzt online am 18.03.2016“ prangt etwa auf den Abipullis des Städtischen Gymnasiums Rheinbach. Ihr Programm für den letzten Schultag: eine Übernachtung in der Turnhalle von Donnerstag auf Freitag. Davor wird mit den Lehrern gefeiert. Außerdem schmücken die Zwölftklässler die Schule für den Abigag – mit Luftballons und natürlich dem Motto entsprechend mit Emoticons, den Computerzeichen, die in keiner Handybotschaft fehlen dürfen. Außerdem gibt es einen spontanen Auflauf mit Musik und Tanz – ein sogenannter Flashmob. Danach ist eine Show geplant, bei der Schüler gegen Lehrer antreten.

Unter dem Motto „Dschungel“ findet der Abigag der Bornheimer Europaschule statt. Geplant waren verschiedene Duelle zwischen Lehrern und Schülern sowie selbstverständlich die Abriegelung der Schule am Freitagmorgen. Um sechs Uhr positionieren sich die Abiturienten dafür bereits vor der Schule. Die wichtigsten Regel laut Schulleitung: Die Streiche durften weder gesundheits- noch sicherheitsgefährdend sein, und das Ganze hat in der „Oase“, den Räumlichkeiten der Oberstufe, stattzufinden.

Bei der Stufe 12 des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Meckenheim steht der letzte Schultag unter dem Motto „Abivengers“. Die passende Lehrer-Schüler-Abishow fand bereits am Donnerstag statt. Am Freitag riegelten die Schüler auf kreative Art die Schule ab. Zum Plan gehörte zum Beispiel eine Mauer aus Pappkartons, die von den Unterstufenschülern mit einer „Hulk-Faust“ durchstoßen werden musste.

Während die Themen variieren, sind die Kostüme in der Mottowoche bei den meisten Schulen ähnlich: Die Schüler wählten Klassiker wie „Erster Schultag“, „Kindheitshelden“ oder „Schlafmützen“ aus. Krawalle, wie in Köln, gab es keine. Die Stufe 12 des Städtischen Gymnasiums Rheinbach wurde sogar von Schulleiter Stefan Schwarzer gelobt. „Die Schüler haben vorsorglich die Anwohner informiert, dass es etwas lauter werden könnte“, sagte Schwarzer dem GA.

Auch mit dem VPK bestehe „Frieden“, berichten die beiden Stufensprecher des Städtischen Gymnasiums, Konstantin Klodt und Berfin Saat. Statt sich zu „bekriegen“ verbrachten die Schüler lieber die Abende gemeinsam, um ihr baldiges Abitur zu feiern. „Und wenn die Schüler aus Meckenheim vorbeikommen, können wir unsere Schulen zumindest gemeinsam verteidigen.“

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