Ungewöhnliche Spende im Vorgebirge Bornheimerin spendet Haare für krebskranke Kinder

Bornheim/Bonn · Die 16-jährige Nora Schaaf aus Bornheim-Brenig spendet ihre Locken, damit daraus Echthaarperücken für krebskranke Kinder werden können. Die 42 Zentimeter langen Zöpfe gehen an einen österreichischen Verein.

 42 Zentimeter: Stylistin Jana Rösen (r.) misst ab, wie viele Haare bei Nora Schaaf abgeschnitten werden können. Ihre Kollegin Monika Flechtner assistiert.

42 Zentimeter: Stylistin Jana Rösen (r.) misst ab, wie viele Haare bei Nora Schaaf abgeschnitten werden können. Ihre Kollegin Monika Flechtner assistiert.

Foto: Axel Vogel

Haare sind ein emotionales Thema. Sie werden sorgsam gepflegt, gebürstet und in Form gebracht. Die Art, wie wir unsere Haare tragen, ist Erkennungsmerkmal und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Nora Schaaf hat sich von ihrer braunen Lockenmähne getrennt, um anderen Kindern und Jugendlichen zu helfen. Die Breniger Schülerin hat seit Juni vergangenen Jahres ihre Haare wachsen lassen, um ihre Zöpfe für eine Echthaarperücke für krebskranke Kinder zu spenden.

Etwa 40 Zentimeter Haarlänge werden dafür benötigt, plus natürlich die Länge, die sie selbst noch tragen möchte. „Bei mir wachsen die Haare eh nach – also warum nicht?“, sagt die 16-Jährige. „Meine Freunde wissen Bescheid und finden es schön, dass ich das mache“, erzählt sie. Das Thema Krebs hat sie selbst schon seit längerer Zeit beschäftigt, da in ihrem familiären Umfeld jemand erkrankt und verstorben war.

Aus Zöpfen wird eine Echthaarperücke

Voraussetzung sind neben der Länge auch der Zustand der Haare. Diese dürfen weder getönt noch gefärbt sein. Als Adressaten für ihre Spende hat sie sich den österreichischen Verein „Haarfee“ ausgesucht. Eine Bekannte hatte ihr den Verein empfohlen, da sie selbst schon einmal Haare an den Verein verschickt und gute Erfahrungen gemacht hatte. Aus vier bis fünf eingeschickten Zöpfen wird eine Echthaarperücke geknüpft.

Die fertigen Perücken verschenken Gründer Yochai Mevorach und sein Team an Kinder und Jugendliche, die entweder infolge einer Chemotherapie, schwerer Verbrennungen oder der Krankheit Alopecia Areata ihre Haare verloren haben. Denn oftmals leide darunter auch ein Stück des Selbstwertgefühls, wie der Verein auf seiner Webseite schreibt.

Ein Stück Normalität wiedergeben

Die Perücken sollen den Kindern ein Stück Normalität wiedergeben. Finanziert wird die Herstellung durch Haar- und Geldspenden. Normalerweise liegen die Kosten für eine Echthaarperücke zwischen 600 und 3000 Euro. Krankenkassen übernehmen zwar Auslagen für Perücken, doch häufig handelt es sich dabei nur um Exemplare aus Kunsthaar.

In Österreich, Italien und Bayern arbeitet der Verein mittlerweile mit Friseursalons zusammen. Mehr als 130 Perücken wurden nach eigener Auskunft bisher verschenkt. Für die Haarspende hatte Monika Ingenbleek, Schaafs Mutter, in einem Bornheimer Salon angefragt und war abgewiesen worden. Das Argument des Inhabers: Hinter der Spende verberge sich doch nur der Wunsch nach einem kostenlosen Haarschnitt. Ingenbleek rief daraufhin bei einer Bekannten an, die für einen Friseursalon an der Acherstraße in der Bonner Innenstadt arbeitet. Der Chef war sofort angetan von der Idee.

42 Zentimeter Haare

Am Mittwoch war es nach monatelanger Wachstumsphase für die 16-Jährige soweit. Bevor Stylistin Jana Rösen die Schere ansetzt, flicht sie die Haare zu zwei Zöpfen und fixiert diese mit Haargummis. Der Blick auf das Maßband ergibt mit 46 Zentimetern sogar noch mehr als das erforderliche Mindestmaß. Nach einer kurzen Überlegung und einem tiefen Atemzug einigen sich Schaaf und Rösen auf 42 Zentimeter. Nach nicht einmal einer Minute liegen zwei braune Zöpfe vor der Schülerin auf der Ablage. „Es ist so leicht“, sagt Schaaf überrascht und betrachtet ihre neue Kurzhaarfrisur im Spiegel. Aus der verbliebenen Länge schneidet ihr Rösen einen angeschrägten Bob.

Obwohl täglich auch längere Haare abgeschnitten werden, sind solche Haarspenden eher eine Seltenheit: „Hier im Laden ist es nicht so oft, aber ich kenne viele im Bekanntenkreis“, sagt Mitarbeiterin Monika Flechtner. Die abgeschnittenen Zöpfe werden in Zeitungspapier eingewickelt und in einem Briefumschlag nach Wien geschickt. Ähnlich wie bei einer Stammzellenspende werden die Spender jedoch nicht über den Empfänger informiert – auch aus Anonymitätsgründen.

Haarspenden nehmen mehrere Vereine und Organisationen an. Interessierte können sich im Internet unter www.vereinhaarfee.at oder unter www.bvz-info.de über die verschiedenen Möglichkeiten informieren.

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