Umweltaktivist Ralf Lieberz aus Alfter Tschernobyl war der Wendepunkt

Alfter · Wenn es um das Thema Strom, Umwelt und Nachhaltigkeit geht, kann Ralf Lieberz sich regelrecht ereifern. So ist es nicht verwunderlich, dass der Alfterer ein begeisterter Anhänger von Photovoltaikanlagen und Windkraft ist.

 Umweltpreis: Ralf Lieberz an der kleinen Umspannanlage für den Strom, der dort von Gleich- in Wechselstrom umgewandelt wird.

Umweltpreis: Ralf Lieberz an der kleinen Umspannanlage für den Strom, der dort von Gleich- in Wechselstrom umgewandelt wird.

Foto: Roland Kohls

Vor sechs Jahren setzte der Umweltaktivist die ersten PV-Module auf die Dächer seiner beiden Garagen, seit 2011 fangen Module die Sonnenenergie auch auf dem Spitzdach seines Wohnhauses an der Weberstraße ein.

Beruflich hat Lieberz als Maschinenbautechniker beim Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung nichts mit Stromerzeugung und Öko-Strom zu tun. Als Privatmann ist er allerdings seit der Nuklearkatastrophe von 1986 in Tschernobyl im Bereich der alternativen Energie aktiv.

Seinen privaten Strom aus einer Photovoltaikanlage zu beziehen, war für den Alfterer deshalb nur ein logischer erster Schritt. Seit vergangenen Mai hat das dreistöckige Wohnhaus mit der 15 Kilogramm schweren Mikrowindkraftanlage einen zusätzlichen Stromerzeuger. Für beide Projekte erhielt Lieberz den mit 2.500 Euro dotierten RWE-Klimaschutz-Preis 2015.

„Ich bin der Auffassung, dass Photovoltaik und Windkraft sehr gut für die allgemeine Stromerzeugung sind. Ich habe damit angefangen, weil ich nicht darauf warten will, dass etwas passiert wie damals in Tschernobyl. In Deutschland könnte man in 15 Jahren aus der Atomkraft aussteigen“, ist sich Lieberz sicher. „Dann müssten allerdings“, so der 50-Jährige, „mehr Menschen ihren Strom mit Photovoltaikanlagen erzeugen.“

Er selbst hat seine PV-Module auf einer Dachfläche von rund 120 Quadratmetern verteilt. 19.000 Kilowattstunden liefert die gesamte Photovoltaikanlage im Jahr. Der Verbrauch der vierköpfigen Familie liegt dagegen zwischen 3000 und 4000 Kilowattstunden. Den überschüssigen Strom verkauft die Familie an ihren Stromnetz-Betreiber. Wie viel Strom solch eine Anlage erzeugt, ist abhängig von den Wetterbedingungen und den Tageszeiten: ob bedeckter Himmel mit und ohne Sonne, Winter- oder Sommerzeit, Tag oder Nacht.

So kann die Strommenge an einem sonnigen Sommertag bis zu 150 Kilowattstunden betragen, während ein bedeckter Wintertag nur auf fünf bis sechs Kilowattstunden kommt. „Unsere Anlage kann auch im Winter Strom produzieren“, sagt Lieberz, der auch seinen Sohn Jesko (22) für das Thema Ökostrom begeistert.

Obwohl die Anlage vier Mal so viel Strom erzeugt, wie die Familie selbst nutzen kann, muss sie für die Nachtzeiten und Wintertage Strom vom Anbieter zukaufen. Lieberz setzt zudem große Hoffnungen in eine baldige technische Weiterentwicklung einer Stromspeicherung. Zwar forschen entsprechende Unternehmen, aber „noch ist die Zwischenlagerung mit Hilfe von Batterien zu teuer. Und Geräte für den Privathaushalt, in denen Druckluft als Energiespeicher verwendet wird, sind noch in der Entwicklungsphase“, so Lieberz.

Auch wenn Photovoltaikanlagen heutzutage nicht mehr subventioniert werden, „jede Anlage rechnet sich für den Menschen und für seine Umgebung“, findet Lieberz.

Nicht ganz so produktiv in der Stromerzeugung ist hingegen die Mikrowindkraftanlage. Knapp 1,50 Meter hoch ist der sogenannte Wetterhahn, der analog einer Satellitenschüssel an einem Stab befestigt wird und dessen Flügel sich mit der entsprechenden Windrichtung drehen, ohne eine zusätzliche Windfahne als Ausrichtung nötig zu haben.

„Der Vorteil einer solchen Anlage ist, dass sich die Flügel bei jedem Wind und Sturm drehen. Bei einem Sturm gibt es eine gewisse Höchstgeschwindigkeit des Flügels. Dadurch ist eine Zerstörung weitestgehend ausgeschlossen. Diese kleine Anlage ist vor allem nachts, bei Wind und bedecktem Himmel nutzbar“, erklärt Jesko Lieberz.

Für ihn und seinen Vater ist die Beschäftigung mit dem „sauberen Strom“ eine Herzensangelegenheit. „Ich mache das, weil ich ein gutes Gefühl dabei habe und etwas für die Nachwelt tun möchte“, betont denn auch Ralf Lieberz. Eine Aussage, die sein Sohn, der Maschinenbau an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg studiert, nur unterstreichen kann.

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