Interview mit Pfarrer Rafael Fermor „Ich bin in der Gemeinde gut angekommen“

Alfter · Ein Jahr ist es her, dass Pfarrer Rafael Fermor sein Amt in der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge in Alfter angetreten hat. Er hat dort eine 50-Prozent-Stelle übernommen.

 Auch das „bodenständige Miteinander“ ist ihm wichtig: Pfarrer Rafael Fermor inmitten seiner Bornheimer und Alfterer Konfirmanden in der evangelischen Kirche „Am Herrenwingert“ in Alfter.

Auch das „bodenständige Miteinander“ ist ihm wichtig: Pfarrer Rafael Fermor inmitten seiner Bornheimer und Alfterer Konfirmanden in der evangelischen Kirche „Am Herrenwingert“ in Alfter.

Foto: Ralf Palm

Zu seinen Tätigkeiten gehören Konfirmanden- und Schulgottesdienste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Aktuell begleitet Fermor mehr als 70 Jugendliche auf ihrem Weg zur Konfirmation. Wie der 47-Jährige sein erstes Jahr als Pfarrer in Alfter erlebt hat und wie er die vielfältigen Aufgaben mit seiner Arbeit als Gymnasiallehrer unter einen Hut bekommt, darüber sprach GA-Mitarbeiter mit ihm.

Sind Sie momentan lieber als Pfarrer oder als Lehrer tätig?
Rafael Fermor: Der Charme des Ganzen liegt in der Breite des Berufsspektrums. Die Teilung der Stelle bewahrt vor Betriebsblindheit und lässt mich die Dinge in der rechten Relation sehen. Der Lieblingsbereich meiner Arbeit liegt ganz deutlich im Feiern von Gottesdiensten. Hier möchte ich mich künftig gestalterisch weiterentwickeln. Mir ist es wichtig, dass im Großen wie im Kleinen religiöse Gemeinschaft gelebt wird. In den Gesprächen mit Menschen erlebe ich oft tiefe menschliche Begegnungen, die mir so bisher im Schulalltag vorbehalten waren. Wenn mir andererseits Schüler und Schülerinnen in ihrer jugendlichen Frische über den ganzen Schulhof auf Spanisch „Hola, Señor Fermor! Qué tal?“ zurufen (auf Deutsch: Hallo Herr Fermor! Wie geht’s?, Anmerkung der Redaktion) und dann sogar noch die Vokabeln gelernt haben, dann sind das durchaus positive Erlebnisse im Bereich Schule.

Ihr Fazit nach einem Jahr als Alfterer Pfarrer?
Fermor: Ich bin in der Kirchengemeinde Vorgebirge gut angekommen. Die Menschen sind freundlich. Der Kirchraum von Alfter ist ein wunderschöner Sakralraum. Auch Alfter gefällt mir. Ich würde aber gerne noch mehr über das Leben hier wissen.

Welches war Ihr schönstes Erlebnis in dieser Zeit?
Fermor: Es gab zwei schöne Erlebnisse: Der Einführungsgottesdienst letztes Jahr im März war in meiner Biografie ein Höhepunkt. Als mit vollen Stimmen „Herr wir bitten, komm und segne uns“ erklang, da fühlte ich, wie mir dieser Moment-Gesang für das Wirken in Alfter Kraft geben wird. Der zweite schöne Moment hängt auch mit einem Lied zusammen. Als am Schluss der Christvesper im Stehen bei Kerzenschein das „O du fröhliche“ gesungen wurde, da war ich religiös berührt.

Was ärgert Sie in Ihrer Gemeinde?
Fermor: Ab und an wäre ein kräftigerer Gesang schön. Kirchenferne dort, wo sie ist, betrachte ich mit Sorge und Traurigkeit. Ich bin halt pro Kirche.

Wie entspannt ein Pfarrer, der gleichzeitig noch als Lehrer tätig ist?
Fermor: Meine Frau und ich haben kürzlich einen Tangokurs begonnen. Mal sehen, was daraus wird. Ich liebe es auszugehen, schätze die Mischung aus Natur und Kultur und verreise sehr gerne. Und: Freundschaften sind mir wichtig.

Und was bringt den Vater von drei Mädchen auf die Palme? Wie gehen Sie zum Beispiel mit dem pubertierenden Verhalten Ihrer Kinder um?
Fermor: Ganz konkret: Unordnung aller Art stört mich. Gerne wird alles liegen gelassen. Ich lebe aber sehr gerne mit meinen „Grazien“ zusammen. Oft übt jemand Klavier oder Geige oder hört beziehungsweise imitiert die neuesten Songs. Das sind „Hintergrundgeräusche meines Lebens“, die ich nicht missen möchte.

Wie begeistern Sie die Jugendlichen in Ihrer Gemeinde für das Thema „Kirche“?
Fermor: Ich lebe in dem Bewusstsein, dass sowohl die religiöse Dimension des Lebens als auch das ganz bodenständige Miteinander unverzichtbar ist. Singen, Beten, Gottesdienste feiern, Lachen, Quatsch machen, sich mit den elementaren Dingen des Lebens auseinandersetzen, diskutieren, kreativ gestalten, Süßigkeiten miteinander essen, Tischfußball spielen, das Apostolische Glaubensbekenntnis auswendig lernen. Das alles tun Jugendliche mit mir zusammen in der Kirche.

Eine Aussage über die Motivation und das Engagement der Jugendlichen, die im Mai zur Konfirmation gehen?
Fermor: Sie waren in unserer Konfirmandenzeit prima dabei. Strukturell werde ich künftig versuchen, Konfirmanden mehr in das Gemeindeleben einzubinden, aber nicht zu fesseln.

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