Flüchtlinge in Alfter Politiker beschließen Unterkunft an der Alanus Hochschule

ALFTER · Bei einer öffentlichen Diskussion kritisieren die Bürger die Informationspolitik der Gemeinde. Bürgermeister wehrt sich gegen Vorwürfe.

 Nun beschlossen: Auf dem Grundstück an der Ecke Villestraße/Am Polacker entsteht ein Flüchtlingswohnheim.

Nun beschlossen: Auf dem Grundstück an der Ecke Villestraße/Am Polacker entsteht ein Flüchtlingswohnheim.

Foto: Roland Kohls

"Sie entschieden erst und informieren dann erst die Anwohner", war ein Vorwurf der gut 70 Bürger, die zur gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses und des Gemeindeentwicklungsausschusses der Gemeinde Alfter gekommen war. Die Ausschussmitglieder stimmten einstimmig für die Errichtung eines Flüchtlingsheims auf einem Grundstück an der Ecke Villestraße/Auf dem Polacker. Bürgermeister Rolf Schumacher lud die Bürger dann spontan zu einer Bürgerinformation nach der Sitzung ein.

Wie angekündigt vertagt wurden die Beratungen über eine weitere Unterkunft, die an der Ecke Waldstraße/Am Herkenbusch in Oedekoven entstehen soll. Dort soll nach den Plänen der Verwaltung Platz für 60 Menschen geschaffen werden. Allerdings sollen zuvor noch baurechtliche Fragen geklärt werden.

Auf dem Grundstück gegenüber der Alanus Hochschule plant die Gemeinde, wie berichtet, eine Unterkunft für 150 Menschen, die Zuflucht in Alfter suchen. Der Standort ist mit der Hochschulleitung abgesprochen, und die Hochschule will sich in der Begleitung der dort untergebrachten Menschen einbringen, erläuterte der Bürgermeister. Auch bei der Planung wird die Hochschule mit ins Boot geholt, da das Gebäude, wenn es nicht mehr als Unterkunft für Flüchtlinge benötigt wird, als Studentenwohnheim genutzt werden soll.

Bürgermeister Schumacher zählte auf, was die Gemeinde alles unternimmt, um die Flüchtlinge in Alfter zu versorgen und die Konflikte zu minimieren. „Dass es aber Konflikte gibt, ist nicht zu vermeiden“, sagte er. Auch unter den Alfterern gebe es immer wieder Streit unter Nachbarn. "Warum soll das ausgerechnet dann anders sein, wenn die Nachbarn aus fremden Kulturen kommen?", fragte er.

Bürgermeister geht auf Probleme ein

Es müsse darum gehen, Probleme, die auftauchen, gemeinsam zu lösen, so sein oft wiederholtes Credo. Eine Frau, die ihr Kind in dem benachbarten Kindergarten hat, schilderte ihre Sorgen. „Wir haben Angst, dass da was passiert“, sagte sie. Der Bürgermeister ging auf diese Befürchtungen ein. „Ihre Ängste und Sorgen gehören genau hierher“, sagte er. Allerdings machte er darauf aufmerksam, dass das für jeden Standort gelte. Er versprach, dass die Gemeinde darauf achtet, die Menschen so zu verteilen, dass Konflikte möglichst vermieden werden.

„Wie schützen sie mich und meine Kinder?“, fragte eine andere Frau, die in der Nähe wohnt und auf die sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln in der Silvesternacht anspielte. Eine andere Frau monierte, dass sie auf der Weberstraße seit Jahren keinen Polizisten mehr gesehen hätte. „Das wird sich jetzt ändern“, versprach der Bürgermeister: Wenn der Bauantrag für die Unterkunft gestellt werde, bekomme die Polizei eine Meldung darüber und werde sie besonders schützen. Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass trotz der Ereignisse von Köln die Kriminalität durch Flüchtlinge sehr gering sei.

Ein Student kritisierte, dass die Bürger die Flüchtlinge so beschrieben, als seien alle nur Kriminelle und Vergewaltiger. Das sei nicht der Fall. Gegen die Kritik, er würde erst entscheiden und dann informieren, wehrte sich Bürgermeister Schumacher. Es bewege ihn tief, sagte er. Aber die Bürger, so seine Erfahrung, melden sich erst, wenn sie betroffen sind.

„Schauen sie auf unsere Homepage, schauen sie in meinen Neujahrsgruß im Amtsblatt“, forderte er die Bürger auf. Dort seien alle Fragen beantwortet, die gestellt werden. Im übrigen sei über die Planungen über die Presse informiert worden. Die Ausschusssitzung war zudem öffentlich. „Versetzen sie sich in meine Lage“, forderte er die Anwesenden auf. Es gebe keine Nachbarschaft, die erfreut sei, wenn dort ein Flüchtlingsheim gebaut werde. Es gebe klare Kriterien, nach denen die Standorte ausgewählt werden.

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