Ein Ort zum Trauern und Erinnern Grabfeld für Sternenkinder eingesegnet

ALFTER · Einen Ort zum Trauern und Erinnern zu haben - das war der Wunsch von Alfterer Eltern, deren Kinder nicht ins Leben geboren werden konnten. Ab sofort gibt es auf dem Alfterer Gemeindefriedhof nun einen solchen Ort: ein Grabfeld für Sternenkinder.

Dafür hatten sich auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung die Kommunalpolitiker im vorigen Jahr einstimmig ausgesprochen. Auf einem Rasenfeld rund um einen gepflasterten Stern mit einer Stele in der Mitte können Eltern tot geborene Kinder unter 500 Gramm und Leibesfrüchte aus Schwangerschaftsabbrüchen begraben lassen. Bisher gab es nur die Möglichkeit, diese Sternenkinder in Familiengrabstätten beisetzen zu lassen oder ein reguläres Kindergrab zu kaufen.

"Sternenkinder waren lange Zeit ein Tabu", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Luise Wiechert bei der Einsegnung des Grabfeldes. Für Eltern sei es schwierig gewesen, damit umzugehen. "Das Grabfeld rückt die Kinder nun dahin, wo sie hingehören: in die Familie und in die Gesellschaft." Dies sei ein wichtiger Schritt für die Begräbniskultur. Den Standort auf dem Gemeindefriedhof in Alfter bezeichnete Wiechert als eine gute Stelle, denn bereits seit 1997 gibt es ganz in der Nähe ein Grabfeld für Kinder bis zu fünf Jahren.

"Menschen brauchen einen Ort, an den sie zurückkehren, innehalten und beten können", sagte Dechant Rainald Ollig. Der leitende Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Alfter begrüßte die Anlage des Grabfeldes für Sternenkinder, über die in der Öffentlichkeit zu wenig gesprochen werde. "Die Not der Betroffenen bleibt meist unerkannt", bedauerte Ollig. Beistand für Eltern von Sternenkindern sei nicht nur Menschenpflicht, sondern auch Christenpflicht.

"Gott liebt nicht erst ab 500 Gramm", sagte Rafael Fermor von der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge, der gemeinsam mit Ollig die Grabstätte einsegnete. Nicht umsonst heiße es beim Propheten Jesaja: "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!" Das gelte auch für Sternenkinder. Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde Alfter haben in die Rasenfläche des Grabfelds einen Stern aus Pflastersteinen angelegt, zwischen dessen Strahlen Sternenkinder beigesetzt werden können. Möglich sind sowohl Erd- als auch Urnenbestattungen.

Auf einem der Pflastersteine können die Eltern auf Wunsch eine kleine Messingplatte mit dem Namen und dem Geburtsdatum des Kindes anbringen lassen. Diese Gedenkschilder, um deren Anfertigung sich die Gemeinde kümmert, sind im Preis für ein Sternkindergrab enthalten. Auch die Pflege und Unterhaltung der Grabstätten übernimmt die Friedhofsverwaltung. Die Bestattungsgebühr beläuft sich auf 200 Euro.

Die Ruhezeit beträgt 15 Jahre. Ein Wiedererwerb des Nutzungsrechtes ist nicht möglich. In der Mitte des gepflasterten Sterns weist eine 1,80 Meter hohe Stele aus Jura-Marmor auf die Besonderheit des Grabfeldes hin. Die Stele hat der Bornheimer Steinmetz Markus Thielen in Abstimmung mit Monika Klemm von der Gemeindeverwaltung und dem Alfterer Ortsvorsteher Werner Jaroch geschaffen. Ob und von wem eventuell Bänke am Grabfeld aufgestellt werden, wird die Verwaltung noch prüfen.

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