Stromsparhelfer kontra Energiefresser

Wegen auslaufender Finanzmittel muss der SKM zwei besonders geschulte Mitarbeiter Ende des Jahres entlassen. Mancher mag es kaum glauben, welchen Energiefresser er in seinen vier Wänden beherbergt.

Stromsparhelfer kontra Energiefresser
Foto: Axel Vogel

Siegburg. Mancher mag es kaum glauben, welchen Energiefresser er in seinen vier Wänden beherbergt. Brennt etwa eine 60-Watt-Glühlampe drei Stunden am Tag und würde man diese gegen eine elf Watt starke Energiesparlampe austauschen, spart der Hausherr etwa zwölf Euro im Jahr.

So lautet zumindestens die Rechnung von Dirk Uhde und Marina Rech, die seit etwa eineinhalb Jahren als "Stromsparhelfer" für den SKM, den Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis, sozial schwache Familie mit Rat und Tat unterstützen.

Denn wo Haushalte etwa von Hartz IV leben müssen, schlagen überflüssige Strom- und Wasserkosten doppelt ins Kontor. Bereits 500 Haushalte haben die Stromsparhelfer inzwischen besucht und mit oft wenig Aufwand bei der Reduzierung der Verbrauchskosten geholfen. Dennoch muss der als erfolgreich bewertete Dienst des "Stromsparchecks" Ende des Jahres eingestellt werden, weil das Geld fehlt.

"Eine Rundreise durch die eigene Wohnung, auf der Suche nach unnötigen Strom- und Wasserverbrauchern". Das ist laut Stefan Garzke vom Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands die zentrale Dienstleistung, welche die ehemaligen Langzeitarbeitslosen Dirk Uhde und Marina Rech anbieten. Möglich gemacht hat ihre Qualifizierung und Beschäftigung als Stromsparhelfer ein vom Bundesumweltministerium gefördertes Projekt, bei dem sein Bundesverband und die Caritas als Projektträger fungieren.

Adressaten sind Haushalte, deren Mitglieder beispielsweise von Hartz IV leben. Voraussetzung für den kostenlosen Stromsparcheck ist: Die Stromsparhelfer müssen freiwillig angefordert werden.

Mit geringem Aufwand lässt sich viel erreichen, so Stromsparhelfer Uhde. So trägt der Verzicht auf Deckenfluter ebenso zur Entlastung der Stromrechnung bei wie ein genauer Blick auf den Kühlschrank. Oft sind die nämlich die Hauptstromfresser.

Viele Geräte sind zu alt, falsch eingestellt, müssen abgetaut werden oder es gibt schlicht zu viele in der Wohnung, kritisierte Uhde. Ein Auge haben die Stromsparhelfer zudem auf den Stand-by-Betrieb von Elektrogeräten: Manche Anlagen kommen auf über 20 Watt. Zum Verständnis: Ein Watt schlägt im Jahr mit etwa zwei Euro zu Buche.

Nach dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" läpperten sich die Beträge über das Jahr. Der SKM hat errechnet: Über 90 Euro im Jahr haben die rund 500 beteiligten Haushalte durchschnittlich an Strom gespart, so SKM-Geschäftsführerin Monika Bähr. Hinzu kamen Einsparungen beim Wasser von über 60 Euro.

Vergleichbare Erfolge dürften auch die bundesweit über 1 200 Stromsparhelfer vorweisen, die mehr als 25 000 Haushalte beraten haben.

Trotzdem ist Ende des Jahres Schluss für Rech und Uhde. Der SKM muss die für die Energiesparhelfer vorgehaltenen Stellen streichen: Das Projekt war nur auf 24 Monate befristet. Für Bähr bedauerlich, weil alle Seiten profitiert hatten.

Langzeitarbeitslose wie Uhde und Rech bekamen wieder qualifizierte Jobs, sozial schwache Familien sparen ebenso Geld wie die Kommunen Transferleistungen. Und es profitiert die Umwelt: Nach Berechnungen der Projektverantwortlichen führen alle Einsparungen zu einer Reduzierung der CO2-Immissionen um 70 000 Tonnen.

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