"Wir sind doch nur Schwestern" Fernsehmoderatorin Anne Gesthuysen präsentierte ersten Roman

SIEGBURG · Die Fernsehmoderatorin Anne Gesthuysen, 44, war am Donnerstagabend scheinbar an zwei Orten gleichzeitig: In einer ZDF-Fernsehshow beantwortete sie Fragen zur Welt-Geschichte und auf den 34. Siegburger Literaturwochen stellte sie ihre ganz eigene Familiengeschichte vor.

Im Gegensatz zur Quizshow im ZDF erlebten sie die Besucher des Leseabends live. Der erste Roman der Moderatorin "Wir sind doch nur Schwestern" ist bereits seit einem Jahr auf dem deutschen Buchmarkt, das Interesse an den Lesungen und auch der Käuferwille ist ungebrochen. Fast 189 000 Bücher sind verkauft. In Siegburg wollten rund 160 Zuschauer mehr über Katty, Paula und Gertrud erfahren, Anne Gesthysens Großtanten, deren bewegte Geschichte im Roman erzählt wird.

Das Buch: Anne Gesthuysen erzählt im Roman "Wir sind doch nur Schwestern" die Geschichte ihrer Großtanten, die gemeinsam 298 Jahre alt geworden sind. Alleine die Epochen und Zeitenwenden, die diese drei Damen miterlebt haben, böten schon genügend Erzählstoff für einen historischen Roman. Dass die Vergangenheit von Katty, Paula und Gertrud jedoch mehr als nur ein spannendes Geheimnis bereithält, erfuhr die Autorin erst, als ihr ein alter Aktenordner in die Hände fällt. Darin befindet sich die Dokumentation eines Gerichtsprozesses von 1947. Es geht um die Scheidung eines ranghohen Landespolitikers von seiner Ehefrau. Grund der Trennung ist die intime Beziehung des Heinrich Hegmanns zu seiner Hauswirtschafterin Katty Franken, die Jüngste der Großtanten. Ein Skandal auf dem Land am Niederrhein. Unerfüllte Liebe beschäftigt auch die Schwestern. Paula verliert ihren Mann an Männer und Gertrud verlobt sich mit Franz Hegmann, gegen den Willen seiner Familie, die ihn daraufhin in den Ersten Weltkrieg schickt, wo er stirbt. Zum 100. Geburtstag von Gertrud treffen sich die Schwestern auf dem ehemaligen Hof der Familie Hegmann.

Die Autorin: Anne Gesthuysen ist 1969 am unteren Niederrhein geboren und aufgewachsen. Sie hat Journalistik und Romanistik studiert und arbeitet seit 1987 als Reporterin und Autorin für diverse Fernsehsender. Seit 2004 moderiert sie das ARD-Morgenmagazin. Mit ihrem Mann, dem Talkshow-Moderator Frank Plasberg, und ihrem Sohn lebt sie in Köln.

Das meint das Publikum: "Ich habe das Buch gelesen und gehofft, bei der Lesung noch mehr spannende Anekdoten über die drei Großtanten zu erfahren." Da sei sie nicht enttäuscht worden. Dass die Autorin aus einem originalen Aktenordner vorgelesen hat, hätte sie besonders gefreut. Ähnlich ging es auch Rita Räder. "Ich hab zwar das Buch noch nicht gelesen, bin aber durch den spritzigen Vortrag von Anne Gesthuysen auf den Geschmack gekommen. Die Lesung war eine runde Sache."

Das meint der GA: Anne Gesthuysen betonte bei den Siegburger Literaturwochen mehrfach, dass sie keine geborene Schriftstellerin sei und nur durch Glück und Zufall diesen Roman veröffentlichen konnte. Der Erfolg beweist, dass es mehr braucht als eine glückliche Fügung und eine interessante Geschichte, um einen bewegenden Roman zu schreiben. Anne Gesthuysen springt durch die Epochen und Lebensjahre und nimmt den Leser dabei gekonnt an die Hand. Ihr Sprachvermögen und die Nähe zu ihren Protagonistinnen macht die Geschichte lebendig. So findet sich der Leser am Kaffeetisch des 100. Geburtstags wieder und fühlt sich als Teil der Familie oder zumindest der Dorfgemeinschaft. Die Geschichte ist authentisch trotz fiktiver Elemente, und das zu vermitteln, macht eine gute Autorin aus.

Für wen: Der Roman richtet sich an keine spezielle Altersgruppe. Jeder hat die Möglichkeit, sich in einer der Persönlichkeiten wiederzufinden oder die drei Großtanten einfach nur bei ihrer Reise durch die Geschichte zu begleiten. Der Roman eignet sich gut für düstere Regenstunden. Die Geschichte wärmt und hinterlässt ein positives Gefühl.

Information

Anne Gesthuysen, Wir sind doch Schwestern, Kiepenheuer&Witsch, 416 Seiten, 19,99 Euro.

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