Prozess vor dem Bonner Landgericht Disco-Türsteher soll Frau in Toilette überfallen haben

Siegburg/Bonn · Was mag in der jungen Frau vorgehen, als sie nun dem Mann gegenübersitzt, der sie vor zwei Jahren in der Toilettenkabine einer Siegburger Diskothek in sexueller Absicht überfallen haben soll? Damals war Sabine B. (Name geändert) 17 Jahre alt. Nun schildert die hübsche dunkelhaarige junge Frau der 1. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts, was der damalige Türsteher der Disco ihr am 15. Mai 2011 gegen 2.30 Uhr angetan haben soll.

Die Anklage wirft dem Mann versuchte Vergewaltigung und sexuelle Nötigung vor. Sie sei mit ihrem damaligen Freund, ihrer Cousine und zwei weiteren Freunden in der Disco gewesen, schildert die Zeugin. Und bevor sie alle gegen 2.30 Uhr hätten gehen wollen, um den letzten Zug nach Troisdorf zu erwischen, habe sie zur Toilette gemusst.

Sie habe ihren Ex-Freund gebeten, sie zu begleiten. Der Freund habe vor der Tür gewartet, sie sei hinein gegangen und habe den Angeklagten drinnen mit dem Toilettenmann stehen und reden sehen. Das habe sie zwar seltsam gefunden, jedoch nicht weiter darüber nachgedacht, sondern sei in eine der Kabinen gegangen.

Doch als sie auf der Toilette gesessen habe, sei plötzlich die Tür aufgeschlossen worden, und der Türsteher sei herein gekommen, habe die Tür wieder verschlossen, sich zu ihr vorgebeugt und ihr die Zunge in den Mund gedrückt. Sie habe ihn weggeschubst, sei aufgestanden, habe die Hosen hochgezogen und gehen wollen.

Er habe versucht, die Strumpfhose wieder runterzuziehen, es aber nicht geschafft. Sie habe die Tür öffnen und schließlich weglaufen können. Draußen habe sie sich übergeben müssen. Schließlich habe sie den 31-Jährigen angezeigt.

Äußerlich gefasst und sachlich schildert die 19-Jährige das alles und bleibt auch bewundernswert ruhig bei allen Nachfragen: Warum sie nicht um Hilfe geschrien habe? "Ich war völlig geschockt, als der plötzlich in die Toilette kam", sagt sie.

Wie ihr das Erlebte zugesetzt hat, wird offenbar, als sie auf entsprechende Fragen erklärt: Sie habe noch lange danach Albträume und Schlafprobleme gehabt und von ihrem Hausarzt Schlaftabletten erhalten. Und auch heute verfolge sie die Sache noch.

Nach ihrer Aussage wirft das Gericht in einem Rechtsgespräch die Frage auf, ob hier nicht auch ein freiwilliger Rücktritt vom Versuch der Vergewaltigung denkbar sei, angesichts der Tatsache, dass die zierliche Schülerin den bulligen Türsteher habe einfach so wegschubsen können. Den Vorwurf der sexuellen Nötigung tangiert das jedoch nicht. Der 31-jährige Angeklagte aber schweigt weiter, auch zu seinen persönlichen Verhältnissen.

Er soll damals Sicherheitschef in der Disco gewesen sein. Zu der Zeit kam es häufig zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den Türstehern und Gästen der Diskothek, die teilweise blutig endeten und zu Strafprozessen führten. Auch der 31-Jährige landete damals vor Gericht, kam jedoch mit einer Geldbuße davon. Der Prozess wird fortgesetzt.

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