Denkmalschutz in Birlinghoven Erste Zeichen der Annäherung

Sankt Augustin · Die Stadt informierte Hauseigentümer der Rautenstrauch-Siedlung: Kommt eine Denkmalbereichssatzung oder eine Gestaltungsfibel? Eine Entscheidung soll nach der Sommerpause fallen.

Die Stadt Sankt Augustin verschiebt die politische Beratung über den Entwurf des Denkmalpflegeplans auf nach die Sommerpause. Bis dahin können die Bewohner der Rautenstrauch-Siedlung in Birlinghoven ihre Fragen schriftlich an die Verwaltung richten, die sich in dieser Zeit überlegt, wie sie das Ensemble aus den 1970er-Jahren schützen will. Das sind die Ergebnisse des eigens von der Stadt einberufenen Infoabends für die Bewohner am Montagabend, wie mehrere Beteiligte dem General-Anzeiger berichteten. Medienvertreter waren zu der knapp zweieinhalbstündigen Versammlung mit etwa 100 Besuchern im Haus Lauterbach ausdrücklich nicht zugelassen.

„Die Veranstaltung war aus meiner Sicht gut und informativ, aber die Leute waren natürlich negativ aufgeregt, und es gab einen erheblichen Bedarf an Informationen. Ich bin guter Dinge nach dem Abend“, sagte der Technische Beigeordnete Rainer Gleß. Hauseigentümer Paul-Michael Radermacher sagte: „Es gab keine richtige Antworten auf unsere Fragen. Ich gehe mit einem unbefriedigenden Gefühl aus der Sitzung heraus.“ Und die frühere Ortsvorsteherin Angelika Günther, die in der Siedlung wohnt, sagte: „Es war eine aufgeheizte Situation, die Leute waren sauer.“

Wie berichtet wollen viele der Eigentümer in der Siedlung, dass ihre Häuser nicht unter Denkmalschutz gestellt werden – der Entwurf sieht sie aber als denkmalwürdig an. Sie befürchten einen Wertverlust ihrer Häuser, weil sie möglicherweise nichts mehr verändern dürfen. Zudem kritisierten sie die Informationspolitik der Stadt, die den Plan zwar ausgelegt hatte, aber die betroffenen Bürger nicht einzeln anschrieb.

Beim Infoabend der Stadt zum Denkmalpflegeplan Anfang April war die Atmosphäre hochgekocht, als ein großer Teil der Anwohner frustriert den Saal verließ, weil das zuständige Architekturbüro Vogt-Werling auf die Kritik erwiderte: „Wir werden das jetzt nicht einfach ändern, weil Sie das so wollen.“ Radermacher sagte: „Das Problem ist, dass die Stadt zu weit vorgeprescht ist und jetzt schauen muss, wie sie aus der Nummer herauskommt, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Den Infoabend musste sie widerwillig abhalten.“

Gleß will sich die Fragen der Eigentümer schicken lassen und die Siedlung dann unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes bewerten. „Aber wir entscheiden das nicht, sondern der Landschaftsverband Rheinland“, sagte Gleß. Noch sei der LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland nicht im Boot, das erfolge später. „Ich sehe eine Schnittmenge zwischen den unterschiedlichen Auffassungen. Nun kommt es darauf an, das geeignete Instrument zu finden“, sagte Gleß.

Im Kern dreht es sich dabei wohl um die Frage, ob die Rautenstrauch-Siedlung eine Denkmalbereichssatzung oder eine Gestaltungssatzung erhält. Laut LVR-Pressereferentin Sabine Cornelius ist erstere ein Instrument aus dem Denkmalschutzgesetz. „Es geht um einen Bereich, der sich durch viele zusammenhängende Denkmäler auszeichnet, die gemeinschaftlich unter Schutz gestellt werden“, sagte Cornelius. Fachlich bearbeite der LVR die Satzung, die Kommune – in dem Fall Sankt Augustin – als untere Denkmalbehörde setze sie um.

Die Gestaltungssatzung kann laut Cornelius die Denkmalbereichssatzung ergänzen, aber auch eigenständig bestehen. Sie ist eine Gestaltungsfibel, legt also konkret fest, was erlaubt ist und was nicht – etwa Werbung an Gebäuden oder die Höhenverhältnisse. Laut Gleß erlässt die Stadt die Gestaltungssatzung selbst. „Damit könnte ich mich anfreunden“, sagte Radermacher. Und Günther sagte: „Wir wollen eine gewisse Bewegungsfreiheit, aber gleichzeitig auch, dass unsere Siedlung nicht verschandelt wird.“

Denn aktuell, das bestätigte Gleß, kann ein Hauseigentümer theoretisch sein Gebäude abreißen und allein anhand der Richtlinien des Bebauungsplans neu bauen – unabhängig vom Erscheinungsbild der gesamten Siedlung. „Ja, das ist so“, sagte Gleß.

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