Kommentar zur Augustiner Flüchtlingssituation Es riecht nach Aktionismus

Meinung | Sankt Augustin · Der Antrag des Sankt Augustiner Rates, nur noch 150 Flüchtlinge pro Unterkunft zuzulassen, birgt Gefahren in sich.

 Bis Jahresende dienen die Häuser am Schützenweg als Notunterkunft des Landes, danach als kommunale Einrichtung.

Bis Jahresende dienen die Häuser am Schützenweg als Notunterkunft des Landes, danach als kommunale Einrichtung.

Foto: Matthias Hendorf

Es ist ein gutes Zeichen, dass der Rat der Stadt Sankt Augustin geschlossen vorgeht und im Idealfall nur noch 150 Flüchtlinge pro Unterkunft fordert. Damit wollen die sechs Fraktionen Einigkeit vermitteln, das Vorgehen ist richtig. Das Signal: Seht her, liebe Bürger, wir gehen auf eure Sorgen ein.

Trotzdem: Dieser Antrag birgt Gefahren. Denn einige der Beteiligten wollen den Anschein erwecken, als habe das Papier nichts mit den Geschehnissen in Buisdorf zu tun. Dort gründeten sich zwei Interessengemeinschaften und forderten höchstens 150 Flüchtlinge für die 300er-Unterkunft. Letztlich fühlen sie sich nun bestätigt: Wer laut schreit, wird gehört. So war es schon bei der Bürgerinformation in Buisdorf.

Es ist ein schmaler Grat, den die Politiker beschreiten: offen für die Kritik der Menschen sein, aber sich nicht treiben lassen. Ja, die Fraktionen haben sich stets für kleine Einheiten ausgesprochen. Doch auf ein Papier einigten sie sich erst jetzt – unter anderem nach einer turbulenten Woche Anfang April, als sich viele Birlinghovener und Buisdorfer bei Infoabenden beschwerten. Warum ging das nicht vorher?

Der große Druck ist seit Jahresbeginn aufgrund sinkender Zuweisungszahlen nicht mehr da. Es wäre viel Unmut verhindert worden, wenn die Menschen etwas schwarz auf weiß gehabt hätten. Dieser zeitliche Ablauf mag ein Zufall sein. Aber auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten einige Politiker erst bei den Infoabenden realisiert, wie die Stimmung ist. Das riecht nach Aktionismus.

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