"Bildnis Tilla Durieux" Köln verliert Bild von Kokoschka

Köln · Auch wenn die reine Faktenlage nicht ganz eindeutig ist, wird die Stadt Köln wohl Oskar Kokoschkas Gemälde "Bildnis Tilla Durieux" an die Erben des jüdischen Galeristen und Kunstsammlers Alfred Flechtheim zurückgeben.

 Kokoschkas "Bildnis Tilla Durieux".

Kokoschkas "Bildnis Tilla Durieux".

Foto: Museum

Zwar stimmt der Rat der Stadt erst am 30. April über die Rückgabe ab, doch gestern fiel bereits mit einer entsprechenden Empfehlung einer vom Rat beauftragten Kommission unter Vorsitz der früheren Verfassungsrichterin Jutta Limbach die Vorentscheidung.

Bereits seit 2008 beanspruchen die Erben Flechtheims die Rückgabe des Porträts aus dem Jahre 1910, das Josef Haubrich 1946 den Kölner Museen gestiftet hatte. Haubrich hatte das Werk 1934 von einem engen Mitarbeiter Flechtheims erstanden.

In Köln war man nach "umfangreichen Forschungen" davon ausgegangen, dass es sich bei dem Verkauf "nicht um einen NS-verfolgungsbedingten Verlust" handele, sondern dass Flechtheim den Erlös zur Deckung von Schulden brauchte. Allerdings sei diese Theorie nicht zweifelsfrei zu belegen.

Der damalige Museumsdirektor Kasper König sagte dieser Zeitung: "Das ist eine ultrakomplizierte Sache, und wir haben jede Information, die wir hatten, an die Limbach-Kommission weitergegeben." König weist unabhängig von dem Fall auf die heikle Geschichte des Bildes hin: "Der Künstler ist nie bezahlt worden, und die Porträtierte fand, dass sie auf dem Bild wie ein Aboriginal aussehe."

Zwar will Philipp Kaiser, Direktor des Museums Ludwig, so bald wie möglich mit den Erben über den Verbleib des Gemäldes in der Sammlung Haubrich verhandeln. Die Chancen darauf stehen schlecht. Denn die Erben bestehen auf der Rückgabe. Die Nachrichtenagentur dpa zitierte eine entsprechende Äußerung des Flechtheim-Anwalts Markus Stötzel. Er sagte: "Es besteht für uns keine Veranlassung, mit der Stadt Köln im Nachhinein über eine andere Lösung zu sprechen."

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