Dreieinhalb Jahre Haft für Tötung der Ehefrau

Traum vom neuen Leben endete für Siegburger Bäcker im Hotel in Bangkok

Siegburg/Bornheim. Der Mann auf der Anklagebank kann sich nicht mehr erinnern, dass er in einem Hotel in Bangkok seine Frau erwürgte. Der Bäcker aus Siegburg weiß nur: Er wollte, dass sie ihn nicht länger demütigt.

Am Donnerstag verurteilte ihn das Bonner Schwurgericht zu dreieinhalb Jahren Haft und bejahte Totschlag im minder schweren Fall: Der 50-Jährige wurde vom Opfer schwer provoziert und somit laut Gesetz "zum Zorne gereizt und hierdurch auf der Stelle zu der Tat hingerissen". Außerdem war er "infolge eines massiven Affektdurchbruchs" erheblich vermindert steuerungsfähig.

Seine große Liebe sei sie gewesen, hat der Mann, der nun als Häufchen Elend da sitzt, beteuert, und er tat alles für die 37-Jährige, die er im Dezember 1998 als Prostituierte in Bangkok kennengelernt hatte. Damals war er gerade in Thailand angekommen. Er hatte hier alle Zelte abgebrochen, sein Geschäft verkauft, und wollte mit 250 000 Mark ein neues Leben anfangen.

Sein altes Leben hatte er aufgegeben, und auch dabei spielte seine Abhängigkeit von Frauen die Hauptrolle. Der in Bornheim geborene Sohn eines Bäckers, der lieber Abitur gemacht hätte als in die Fußstapfen des Vaters zu treten, hatte Ende der 80-er mit heimlichen Liebschaften seine Ehe aufs Spiel gesetzt.

1998 hatte er sich wieder in eine Dreiecksbeziehung hinein manövriert, und er wollte nur noch weg. Doch in Bangkok stürzte er sich wieder in die Arme von Frauen - und geriet an die Witwe mit zwei Kindern, die ihre Familie mit Prostitution über Wasser hielt. Wenige Tage später nahm sie ihn mit zur Hochzeit ihrer Schwester in ihr Heimatdorf.

"Er musste sich wie der letzte Dreck vorkommen"

Und als auch ihm und seiner Geliebten Bänder um die Arme geschlungen und Eier in die Hand gedrückt wurden, erfuhr er, dass nun auch er verheiratet sei. Es war ihm Recht, und er erfüllte seiner Frau jeden Wunsch, kaufte ein Haus, das er für 150 000 Mark ausstattete, und schenkte ihrem Vater eine kleine Tankstelle. Ein Freund, der ihn besuchte, sagte später: Er verwöhnte seine Frau maßlos und machte sie zur reichsten Frau des Dorfs.

Doch sie wurde immer unzufriedener, warf ihm mangelnde Qualitäten als Liebhaber vor - und verlangte ständig Geld. Für ihn bald ein Problem, er hatte sich mit Aktien verspekuliert und war pleite. Als sie ihm drohte, ihn zu verlassen und wieder als Prostituierte zu arbeiten, flog er in die Heimat und verdingte sich als Wachmann. Täglich rief sie an und forderte Geld.

Im Dezember 2001 flog er zu ihr in ein Hotel in Bangkok - ohne Geld. Am 14. Dezember verkündete sie die Trennung, und er bat um einen Abschiedskuss. Sie verweigerte ihn mit einer massiven Beleidigung. "Er musste sich wie der letzte Dreck vorkommen", sagte Schwurgerichtsvorsitzender Udo Buhren.

Sie machte ihn als Liebhaber nieder, und als sie auch noch schilderte, wie sie im Bordell Männer bedienen werde, hielt er ihr den Mund zu. Als er zu sich kam, war sie tot. Er flüchtete vor der Todesstrafe nach Malaysia, stellte sich am 3. Januar in der deutschen Botschaft.

Zu seinen Gunsten wertete das Gericht, dass er sich stellte, gestand, die Tat bereut und die Tochter des Opfers unterstützen will, kreidete ihm jedoch die brutale Art der Tötung an - das minutenlange Erwürgen mit bloßen Händen. Am Ende machte der Richter deutlich: Vor 1998 wäre die Strafe deutlich geringer ausgefallen. Denn erst dann habe der Gesetzgeber die Höchststrafe für so einen Fall von drei Jahren und neun Monaten auf siebeneinhalb Jahre erhöht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort