Comedy in Remagener Rheinhalle Markus Maria Profitlich über den alltäglichen Irrsinn

REMAGEN · Markus Maria Profitlich entlarvt in der Remagener Rheinhalle den alltäglichen Irrsinn und nimmt sich dabei gehörig selbst auf die Schippe.

Markus Maria Profitlich in der Remagener Rheinhalle

Markus Maria Profitlich in der Remagener Rheinhalle

Foto: Martin Gausmann

Markus Maria Profitlich ist das Schwergewicht der deutschen Comedy-Szene, der Großmeister des gespielten Comicstrips und überhaupt ein Vollblutkomiker. Die Bühne scheint sein natürlicher Lebensraum, ja seine persönliche Wohlfühloase zu sein. Das bewies er einmal mehr am Freitagabend, als er den rund 400 Besuchern in der Remagener Rheinhalle sein aktuelles Programm „Schwer verrückt“ präsentierte und dabei alle Register seines Könnens zog.

Eingezwängt in eine Zwangsjacke betritt der 59-Jährige („Mensch Markus“, „Die Wochenshow“) die Bühne. „Die ganze Welt ist eine Gummizelle und noch hat niemand den Ausgang gefunden“, leitet er seinen zweistündigen Parforceritt durch den alltäglichen Irrsinn ein. Warum sonst würden sich einige Frauen die Augenbrauen abrasieren, nur um sie gleich danach wieder aufzumalen.

Mit treffsicherer Komik, großen Kulleraugen, Welpenblick oder schnaufend vor Wut entlarvte er die Tricks der Supermärkte, erzählte vom Pilates-Kursus mit seinem Kumpel Dalai Lama und seiner Leidenschaft für „Spanferkel-Smoothies“.

Erklärbär mit feiner Mimik

Im Vergleich zu vorherigen Programmen hat der „Erklärbär“ bühnentechnisch abgespeckt. Er verzichtet auf rasante Szenenwechsel und aufwendige Kulissen. Das wichtigste Requisit ist er selbst. Nicht fehlen dürfen allerdings die kinotauglichen Soundeffekte, die seine Sketche zu einem geradezu plastischen Erlebnis werden lassen. Untermalt wird das Ganze von seiner unnachahmlichen Mimik.

So geht es etwa um gedopte Freizeitsportler. Zunächst schlüpft MMP in die Rolle des kegelnden Rentners, der die Kugel ächzend zur Linie schleppt – Bandscheibenvorfall inklusive. Dann die gedopte Version: Diesmal schleudert der alte Mann die Kugel fröhlich tänzelnd mit Wucht dem Ziel entgegen. Man hört, wie sie sich durch die Bahn frisst, das Holz zersplittert und alle Neune auseinanderspritzen – begleitet von einer Geräuschkulisse, als würde ein Hochhaus in sich zusammenfallen.

Er ächzt und stöhnt

Auch beim Angler und seinem Kampf mit den Würmern, die sich mit Macht dagegen wehren, am Haken zu landen, surrt, quietscht und wummert es, dass es eine Freude ist. Und als der dreimalige Gewinner des Deutschen Comedypreises auf der Flucht vor der Fahrkartenkontrolle auf der ICE-Toilette landet, mit heruntergelassener Hose ächzt und stöhnt („Lustig schmettert das Horn“), um nach erfolgreicher Mission dem Publikum sein nacktes Gesäß zu präsentieren, kreischt und grölt der ganze Saal.

Bei der Art, wie er mit seiner Erkrankung umgeht, bleibt sich der gebürtige Bonner treu: „Sie wissen ja, dass bei mir im vergangenen Jahr Parkinson festgestellt wurde.“ Mehr dazu gebe es im nächsten Programm, an dem er derzeit arbeite. Im Moment sei man dabei, einen Titel zu finden. Sehr schön finde er etwa „Alles außer Mikado“, aber auch „Schütteln vor Lachen“ sei nicht schlecht. Noch sei es allerdings nicht entschieden und die Titelauswahl gewissermaßen „eine Zitterpartie“.

Man darf sich also sicher sein: Der Meister hat sein Pulver noch lange nicht verschossen.

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