"Abwesenheiten" Das ist die neue Ausstellung im Künstlerforum Remagen

REMAGEN · Drei Künstlerinnen widmen sich in Remagen einem weiten Themenfeld: "Abwesenheiten“ heißt ihre Ausstellung im Künstlerforum an der Kirchstraße 3.

 Vernissage der Ausstellung „Abwesenheiten“ mit dem Werk „Schwarzarbeit“ von Martine Metzing-Peyre.

Vernissage der Ausstellung „Abwesenheiten“ mit dem Werk „Schwarzarbeit“ von Martine Metzing-Peyre.

Foto: Martin Gausmann

Drei Künstlerinnen tauchen ein in „Abwesenheiten“. So heißt ihre eröffnete Ausstellung im Künstlerforum Remagen zu nicht oder nicht mehr vorhandenen Personen oder Zuständen. Sie tun es individuell, jede in ihrem Temperament, mit eigenen Motiven und in verschiedenen Techniken. Doch stehen ihre Arbeiten nicht nur für sich.

Fotografin Sabine A. Hartert aus Berg-Freisheim, Malerin Melanie Mertens aus Remagen und Zeichnerin und Objektkünstlerin Martine Metzing-Peyre aus Bonn haben sich auch intensiv auf die Kunst ihrer Co-Ausstellerinnen eingelassen, ohne dabei bemüht zu wirken. Wen diese Lesart interessiert und wer sich die Zeit zum Betrachten nimmt, wird belohnt mit dem Mehrwert einer Vielzahl an Bezügen, Querverbindungen und einer Kette von Assoziationen. „Ich werde jeder einzelnen Perle persönlich nachspüren“, formulierte Museumspädagogin Irina Wistoff.

Beginnend bei Metzing-Peyre wies sie auf deren zarte wie im Schneegestöber anmutenden weißen Zeichnungen auf schwarzem Bildgrund. Abwesenheit von Farbe? Den Titel im Hinterkopf, erforscht der Besucher die Werke. Er „sucht“ nach dem Träger von sechs anthrazitfarbenen Latzhosen aus Papier, die leicht von der Decke baumeln, aber an schwere Arbeit denken lassen.

Fotografien und Acrylbilder

Und schon entdeckt er die Umkehr jener düsteren Hosen im Weiße-Wäsche-Foto von Hartert. Zu deren fotografierten weißen Schuhen hat Metzing-Peyre wiederum ihre aus Papier und Kleister geschaffenen weißen Treter gestellt. Fotografische Schwerpunkte von Hartert sind Indien, Landschaft in Europa sowie „digitale Collagen“. In Remagen tritt insbesondere ihr Sinn für Übersehenes, triste Ecken, Unorte, zutage. So fing sie die Liegestatt eines Obdachlosen ein. Eine Adresse gibt es nicht, dennoch wird die Post dorthin geliefert. Abwesend ist die Kommunikation, wenn Menschen nah, aber abgeschottet voneinander stehen. Kinder fehlen am Klettergerüst, Gäste auf prunkvollen Sesseln am Pool, in dem „Die Eismacher“ ihr mysteriöses Spiel treiben. Und wer schläft, die Zeitung liest oder ins Handy schaut, der entschwindet der Gegenwart, um sich in einer nur für ihn erfahrbaren Welt zu bewegen.

Sehr überzeugend reagiert Melanie Mertens auf die Werke der anderen. Sie greift erkennbar auf, verwandelt aber ebenso prägnant. Aus Metzing-Peyres kontrastreichem Acrylbild „Fonds marins“ mit farbigen Flecken und Gräten schöpft Merting ein rätselhaftes Segelschiff, lässt es in stürmischer See schippern, dem Kentern nahe, Ausgang unbekannt. Ebenso katapultiert sie Harterts friedlichen Zeitungsleser mitten in die weiße Gischt. Wenn der Titel „Abwesenheiten“ zunächst kapriziös anmutet, verleiht ihm die Präsentation doch Sinn. Gerade auch, wenn es um die Abwesenheit von Antworten geht, wo doch die Arbeiten so viele Fragen stellen. Melanie Mertens etwa macht Staunen, indem sie Technik inszeniert wie eine Erscheinung, so licht, ästhetisch, emporstrebend, als diene sie einem Selbstzweck. Menschen kommen vor, aber separiert, seltsam unbeteiligt. Dann wieder malt sie Natur, unmäßig, wuchernd, ohne Menschen. Haben die sich überflüssig gemacht in einer Welt, die auch die ihre war?

Die Ausstellung in der Remagener Kirchstraße 3, ist bis 22. September samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.

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