1500 demonstrieren in Bonn Post kappt jede zehnte Lehrstelle

BONN · Rund 1500 Post-Mitarbeiter haben am Freitag nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor der Bonner Konzernzentrale gegen den Abbau von Ausbildungsplätzen demonstriert. Wie die Post am Freitag bestätigte, will das Unternehmen im kommenden Jahr 1913 statt wie in diesem Jahr 2148 Lehrlinge einstellen. Damit entfällt rund jeder zehnte Ausbildungsplatz.

Die Kürzungen treffen vor allem den Bereich Zustellung. Die Post will nach eigenen Angaben 2014 nur noch 1500 statt 1693 (2013) der sogenannten Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen ausbilden. So heißt der Ausbildungsberuf für sowohl Briefträger als auch Paketboten.

Die Post begründet die Kappung der Lehrstellen damit, dass das Briefgeschäft im Email-Zeitalter immer weiter schrumpft. "Wir haben bisher über Bedarf ausgebildet und konnten daher viele Auszubildenden nach Abschluss nicht übernehmen", sagte Post-Sprecher Alexander Edenhofer.

Auch das wachsende Paketgeschäft könne die Schieflage nicht ausgleichen. Außerdem begründet die Post die Reduzierung der Lehrstellen damit, dass der Tariflohn für Zusteller dem Konzern zu hohe Kosten verursache: "Die Konkurrenz zahlt das bei Weitem nicht", so Post-Sprecher Edenhofer. Der tarifliche Einstiegslohn für Zusteller liegt bei 11,48 Euro pro Stunde.

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert, der Konzern spare bei der Ausbildung am falschen Ende. "Das Unternehmen steht allein wegen seiner Größe bei der Ausbildung in der Verantwortung", sagte Gewerkschaftssekretärin Sigrun Schmid und verwies auf den erwarteten Konzerngewinn für 2013 von bis zu drei Milliarden Euro.

Aufgrund des drohenden Fachkräftemangels sei es für den Konzern wichtig, sich über Ausbildung das künftige Personal zu sichern. Die Gewerkschafterin forderte, den geringeren Personalbedarf im schrumpfenden Briefgeschäft durch Einstellungen für die Paketzustellung auszugleichen. Durch den wachsenden Internet-Handel boomt derzeit der Paketversand in Deutschland.

Laut Verdi waren die Demon-stranten gestern unter anderem mit 20 Bussen aus ganz Deutschland nach Bonn gereist. Viele Zusteller waren in ihrer blau-gelben Dienstkleidung gekommen, um gegen den Abbau zu protestieren.

Die Erträge im Briefgeschäft der Post dürften sich in Zukunft verbessern. Anfang des laufenden Jahres hat der Konzern das Porto für den Standardbrief von 55 auf 58 Cent erhöht. 2014 sollen die Versandkosten noch einmal auf 60 Cent steigen. Für das Paketgeschäft hatte der Bonner Konzern zuletzt angegeben, die Auftragsflut vor Weihnachten mit 5000 zusätzlichen Aushilfen mit befristeten Verträgen bewältigen zu wollen. Allein im Paketzentrum Köln-Eifeltor würden bis zu 28.000 Sendungen pro Stunde abgefertigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort