Materialschlacht? Wahlkampf unter Sparzwang

DÜSSELDORF · Die CDU bittet um Spenden. Die SPD lässt sich nicht in die Karten schauen. Die FDP nimmt Kredite auf. Die Grünen ändern das Plakat.

 Altes und neues Plakat: Sylvia Löhrmann und Hannelore Kraft auf der Grünen-Wahlwerbung.

Altes und neues Plakat: Sylvia Löhrmann und Hannelore Kraft auf der Grünen-Wahlwerbung.

Foto: Bündnis 90/Die Grünen NRW

Zu Beginn der heißen Phase sind am Montag die Kosten des Landtags-Wahlkampfes zum Thema geworden. So geißelte CDU-Generalsekretär Oliver Wittke "die Materialschlacht der Sozialdemokraten". Allein in Dortmund habe die SPD mehr als 200 Großplakate geklebt, die CDU nur 22. Der CDU-General legte nach: Während seine Partei ihren Wahlkampfetat gegenüber 2010 von 4,5 Millionen Euro mehr als halbiert habe, "liegt die SPD sicher über fünf Millionen Euro".

Der SPD-Landesgeschäftsführer Bernd Neuendorf hielt sich bei den Kosten bedeckt. "Es gibt keine Materialschlacht." Billiger als 2010 werde es allein deshalb, weil nur 20 Monate Zeit waren, um Rücklagen zu bilden.

Kurz, heftig - und sparsamer. Gerade 26 Tage bleiben den Parteien noch, um sich nach vorn zu schieben. Berliner Polit-Prominenz rollt zum Dauereinsatz nach NRW, über Nacht werden Großplakate geklebt. Die Landtagswahl ist eine kleine Bundestagswahl mit weit reichenden Folgen. Nach der vorletzten NRW-Wahl wurde die Bundestagswahl vorgezogen.

Ein Plakat der Grünen sorgte für Aufregung. Neben dem doppelsinnigen Text "Schön, wenn Frauen wieder den Haushalt machen", und dem Porträt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) stand der Hinweis: "Zweitstimme Grün". Kraft stoppte das Plakat. Nun kommt es ohne die Aufforderung, die Zweitstimme den Grünen zu geben. Insgesamt geben die Grünen rund 500 000 Euro aus - die Hälfte der Kosten von 2010.

Weil in der CDU-Kasse Ebbe herrscht, startete die Landespartei eine Spendenoffensive. Mit Erfolg. Bisher wurden mehr als 250.000 Euro gesammelt - meist Kleinspenden unter 100 Euro. Wahlkampf-Organisator Wittke wetterte gegen einen "rot-grünen Tralala-Wahlkampf". Dem will die CDU "Köpfe und Inhalte" entgegen setzen. Allein Angela Merkel tritt neunmal in NRW auf, am Montagabend etwa zum Wahlkampfauftakt in Münster. Einen Patzer leistete sich die CDU mit dem sprachlich holprigen Röttgen-Plakat "Politik aus den Augen der Kinder" - gemeint ist sicher eine Politik "mit den Augen der Kinder".

Unisono betonten die Wahlkampfplaner, dass die eigene "Basis bis in die Haarspitzen motiviert ist". Die FDP greift bei der Finanzierung des 800 000 Euro teuren "Überlebens-Wahlkampfs" auf Bankkredite zurück. Die Liberalen konzentrieren ihre Plakate voll auf NRW-Themen: Schulden, Gymnasium, Energiepolitik.

Den preiswertesten Wahlkampf machen die Piraten. Sie wenden für ihre Kampagne 120.000 Euro auf. Zusätzlich hat die Partei 11.000 Euro an Spenden gesammelt. Die Linke will 500 000 Euro ausgeben. Dabei versteht sie sich als Stimme für die Interessen der Hartz-IV-Empfänger. Erst einmal verzichten muss die Partei auf Wolfgang Zimmermann, die Nummer zwei auf der Liste. Er sei "schwer erkrankt", sagte ein Parteisprecher. Ob er operiert werden müsse, stehe noch nicht fest.

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