Kommentar zu Trump und der Pharmafirma Schäbig

Meinung | Bonn · In der Krise zeigt sich der Charakter eines Menschen besonders deutlich, kommentiert Nils Rüdel den Griff Donald Trumps nach einer deutschen Pharmafirma.

Donald Trump versuchte als erster an einen in Deutschland entwickelten Impfstoff zu kommen.

Donald Trump versuchte als erster an einen in Deutschland entwickelten Impfstoff zu kommen.

Foto: dpa/Alex Brandon

In Zeiten von Corona gilt das im Kleinen für diejenigen, die im Dutzend die letzten Desinfektionsmittel und Nudeln wegkaufen. Und es gilt im ganz Großen. Womit wir bei Donald Trump wären. Seine Regierung versuchte offenbar, Zugriff auf die deutsche Pharmafirma Curevac zu bekommen, die an einem Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet. Entweder sollten die Wissenschaftler mit Geld in die USA gelockt oder die Firma gleich ganz übernommen werden. Der Impfstoff sollte dann exklusiv den Amerikanern zur Verfügung stehen. Das ist „America First“ in seiner schäbigsten Erscheinungsform.

Natürlich versucht jede Regierung, zuallererst die eigene Bevölkerung zu schützen. Nicht umsonst gilt für die internationalen Beziehungen: Staaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen. Aber der Kampf gegen die Corona-Pandemie kann es nur durch eine weltweite Zusammenarbeit gewonnen werden. Nationale Egoismen sind lebensgefährlich.

Corona-Krise bedroht sein Image

Trump interessiert das natürlich nicht. Er denkt an Amerika zuerst, was ebenso bedeutet: an Trump zuerst. Die Corona-Krise bedroht sein Image als erfolgreicher Macher. Und Tausende schlecht versorgte Menschen, womöglich viele Tote, dazu einbrechende Börsenkurse und eine mögliche Wirtschaftskrise sind inakzeptabel für ihn und zudem Gift für seine Chancen auf Wiederwahl.

Ein ersehnter Erfolg für den US-Präsidenten wäre es nun gewesen, den ersten Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus in die USA geholt zu haben und ihn zuerst an die Amerikaner verteilen zu können. Doch die Tübinger Firma will da offenbar nicht mitspielen – und lehnt einen Exklusivertrag mit den USA ab. Richtig so. Ansonsten muss sich die Bundesregierung mit allen juristischen und diplomatischen Mitteln gegen den Zugriff Trumps wappnen. Dem US-Präsidenten ist offenbar alles zuzutrauen.

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