Kindermord in New York 33 Jahren danach beschuldigt sich ein Mann der Tat
Washington/New York · Fast 33 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden des Schülers Etan Patz in New York glaubt die Polizei einen der rätselhaftesten Kindermorde in Amerika so gut wie aufgeklärt zu haben. Wie am Donnerstag aus Kreisen um Polizeichef Raymond Kelly verlautete, sitzt seit kurzem ein Mann namens Pedro Hernandez in Untersuchungshaft.
Er hat demnach gestanden, den damals sechsjährigen Jungen am 25. Mai 1979 erdrosselt und die Leiche in einer Kiste versteckt zu haben. Hernandez wurde in dem sozialen Brennpunkt Camden im Bundesstaat New Jersey südlich von New York gefasst.
Etan Patz durfte am Tag seines Verschwindens zum ersten Mal allein den Weg von der elterlichen Wohnung im Szene-Viertel Soho zur Schulbus-Station machen. Er kam dort nie an. Das Manhattan Police Department setzte über 500 Beamte und Dutzende Spürhunde ein. Ohne Erfolg.
Das Schicksal des Jungen blieb ungeklärt. Mit Hilfe eines Fotos des Jungen, das auf Millionen von Milchkartons gedruckt wurde, wie sie in allen US-Schulen damals üblich waren, versuchten die Eltern die Bevölkerung zur Mithilfe zu bewegen. 1983 widmete der damalige Präsident Ronald Reagan den 25. Mai Etan Patz – als landesweiten Gedenktag für vermisste Kinder.
Die Polizei hatte mehrere Verdächtige im Visier. Nie gelang der entscheidende Nachweis. 2001 ließen die Eltern Julie und Stanley Patz ihren Sohn für tot erklären. Erst vor wenigen Wochen war der Fall wieder in die Schlagzeilen gerückt, weil die Behörden einer neuen Spur folgten. Danach wurde ein Tischler verdächtigt, das Kind getötet und im Keller eines Nachbargebäudes der Eltern von Etan Patz an der Prince Street einbetoniert zu haben.
Ein Spezialteam der Polizei rückte im April für fünf Tage mit Presslufthammer und Spitzhacke an, auf der Suche nach Leichenresten oder Blutspuren. Vergeblich. Ob Oberstaatsanwalt Cyrus Vance Junior der Nachweis gelingt, Hernandez ins Gefängnis zu bringen, ist derzeit noch ungewiss. Der mutmaßliche Täter behauptet laut "New York Times", er habe die Leiche des Jungen in der Nähe des Elternhauses versteckt. Wenige Tage später sei sie nicht mehr da gewesen. Nähere Details will die Polizei in New York in der Nacht zu Freitag mitteilen.
