Linke Katharina Schwabedissen und Katja Kipping wollen als Doppelspitze antreten

BERLIN · Neun Tage vor dem entscheidenden Wahlparteitag in Göttingen spitzt sich die Personaldebatte bei der Links-Partei weiter zu. Der frühere Parteichef Oskar Lafontaine hat sich in das Saarland zurückgezogen und die Antwort auf die Frage verweigert, ob er die Arbeit als Fraktionsvorsitzender der Linken im Saarbrücker Landtag fortsetzen wird.

 Als Duo zur Wahl: Katharina Schwabedissen aus Nordrhein-Westfalen (links) und die Bundestagsabgeordnete Katja Kipping.

Als Duo zur Wahl: Katharina Schwabedissen aus Nordrhein-Westfalen (links) und die Bundestagsabgeordnete Katja Kipping.

Foto: ap

Der amtierende Vorsitzende der Partei, Klaus Ernst, bezeichnete den Rückzug Lafontaines als erheblichen Verlust, weil dieser "unser bester Wahlkämpfer" war. Ernst sprach sich für Lafontaines Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht als Parteichefin aus. "Sie hat Ausstrahlung weit über die Partei hinaus. Ich halte sie für besonders geeignet als Vorsitzende", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

Unterdessen haben sich zwei Politikerinnen der Partei zu einer Kandidatur für den Vorsitz bereiterklärt. Teilweise ignorieren die Aspirantinnen bewusst die Vorgaben der Parteisatzung, wonach die beiden Vorsitzenden unterschiedlichen Geschlechts zu sein und aus den alten und den neuen Bundesländern zu kommen haben. In einem Hotel in Hannover erhoben die Linke-Politikerinnen Katja Kipping (44) - sie kommt aus Dresden - und Katharina Schwabedissen (39), die in Bielefeld geboren wurde, auf einer Pressekonferenz den Anspruch auf den gemeinsamen Vorsitz.

Auslöser sei die Erkenntnis gewesen, dass durch die Kandidatur-Ankündigungen Lafontaines und des Fraktionsvizes Dietmar Bartsch - beide gelten als miteinander verfeindet - eine Konfrontation entstanden sei, die zwei Zügen ähnele, die "aufeinander zurasen". In der Links-Partei sei aber die Sehnsucht nach einer einvernehmlichen Lösung groß.

Das Problem für Schwabedissen: Sie hat als Spitzenkandidatin der Linken bei den NRW-Wahlen die Partei auf eine Zustimmung von 2,5 Prozent heruntergewirtschaftet. Der seit vier Jahren amtierenden Landesvorsitzenden wird intern ein unprofessioneller Wahlkampf vorgeworfen. Die 39-Jährige hat sich nach dem Wahldebakel überlegt, ob sie nicht in ihren alten Beruf als Krankenschwester zurückkehren sollte, will jetzt aber in der Politik bleiben.

Die Dresdenerin Kipping hatte schon vor über einem Jahr angedeutet, dass sie sich durchaus vorstellen könne, die Partei einmal anzuführen - allerdings nur auf Teilzeitbasis, weil sie ein kleines Kind hat.

Dass sie Stress hat, ist klar: Die Bundestagsabgeordnete ist neben allen anderen Aktivitäten auch Vorsitzende des Arbeits- und Sozialausschusses des Parlamentes. Zusammen mit verschiedenen anderen Linkspartei-Mitgliedern hat sie die gemeinsame Frauen-Kandidatur betrieben. "Wir vertrauen uns und können uns aufeinander verlassen", meinte Schwabedissen.

Unklar ist die Aussicht von Bartsch. Er hat erheblichen Rückhalt in den ostdeutschen Landesverbänden. Ihm fehlt aber für die Duo-Vorsitzendenwahl schlicht das weibliche Pendant. Darauf hatte er ganz bewusst verzichtet. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende hatte seine Kandidatur bereits im November 2011 erklärt. Dem 54-jährigen Stralsunder eilt der Ruf eines eher gemäßigten Pragmatikers voraus, der seine Partei in die Regierungsverantwortung hieven will. Einen Rückzug von seiner Kandidatur hatte er bisher stets mit scharfen Worten abgelehnt.

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