Zugespitzte Zitate und Reiseimpressionen

Großen Beifall erhielt die Lesung "Franzosen in Deutschland - Deutsche in Frankreich" im Liessemer Köllenhof - Charakteristische Erkenntnisse und Bekenntnisse

  Eine Atmosphäre  der Sympathie zwischen den Nationen ließen Ruth Keller (links) und Ilse Fuß aus den literarischen Zeugnissen erwachsen.

Eine Atmosphäre der Sympathie zwischen den Nationen ließen Ruth Keller (links) und Ilse Fuß aus den literarischen Zeugnissen erwachsen.

Foto: Friese

Wachtberg-Liessem. Dass Partnerschaften Wurzel schlagen, bewies das lebendige Interesse, das eine große Hörergemeinde der Lesung "Franzosen in Deutschland - Deutsche in Frankreich" entgegenbrachte, die im Köllenhof in Wachtberg-Ließem angesiedelt war.

Eine gute Ansiedlung in den neu erschlossenen Räumen, die den schönen Köllenhof wirklich zu einem Kulturzentrum machen. Auch Bürgermeister Hans-Jürgen Döring gab dem Abend die Ehre, und Stefan Hahn begrüßte als Vorsitzender des nun 25 Jahre bestehenden Partnerschaftsvereins die Gäste.

Die Vortragenden Ruth Keller und Ilse Fuß konnten dank hervorragender Literaturkenntnisse aus dem Vollen schöpfen, als sie wechselseitig französische und deutsche Autoren und ihre Bücher zitierten und mit charakteristischen Erkenntnissen und Bekenntnissen vorstellten. Von dem Schlossherrn Michael Montaigne und seiner Deutschlandreise im 16. Jahrhundert bis zu Ulrich Wickert reichte die Parade der oft pikanten und zugespitzten Zitate und Reiseimpressionen. Liselott von der Pfalz kam derb daher mit ihrer Sehnsucht nach Sauerkraut und Mettwurst, Madame de Stael und Goethe verabschiedeten sich eher indigniert voneinander, obwohl die Französin den Deutschen ein Loblied gesungen hatte, das in napoleonischer Zeit kaum erwünscht war.

Neben bekannten Zitaten aus Victor Hugos und Heinrich Heines Werken kamen sehr persönliche und weithin unbekannte Erfahrungen zwischen den Nationen von Theodor Fontane, Paula Modersohn-Becker und Kurt Tucholsky ans Licht. Rainer Maria Rilke und Romain Rolland schließlich als noble Repräsentanten ihrer Nation, Europäer, deren Werke aus gemeinsamen Quellen seit der Antike gespeist sind. Die Lesung bezog noch Publikationen neuester Autorinnen ein und reichte auch bis zu den gegenwärtig anstehenden Begegnungen der Staatsmänner.

Bleibend aber wird die Atmosphäre der Sympathie zwischen den Nationen sein, die Ruth Keller und Ilse Fuß aus den literarischen Zeugnissen der Jahrhunderte erwachsen ließen. Was sie lasen, wie sie es lasen und literarisch und menschlich herüberbrachten, war den großen Beifall und die "standing ovations" wert.

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