Ein fagöttliches Vergnügen

Preisträgerkonzert mit 20 Kammermusik-Ensembles in der Bonner Beethovenhalle

  Jermolaj Albiker , Preisträger beim Deutschen Musikwettbwerb, brillierte mit seiner Geige als Solist.

Jermolaj Albiker , Preisträger beim Deutschen Musikwettbwerb, brillierte mit seiner Geige als Solist.

Foto: BOB

Bonn. Die Arena ist freigegeben. Ab Montag stellen sich 20 junge Kammermusik-Ensembles in der Beethovenhalle fünf Tage lang den Wertungsrichtern des Deutschen Musikwettbewerbs.

Was man von den besten Teilnehmern erwarten darf, offenbarten die Sieger des Solowettbewerbs 2003 bei einem Eröffnungskonzert, das die Vorfreude auf das Abschlusskonzert am kommenden Sonntag schürte: fünf junge Männer, allesamt eher der Kategorie Profi als der Talentklasse zuzurechnen - was nicht die Frage beantwortet, warum keine ihrer erfolgreichen Kolleginnen für wert befunden wurde, ins Programm aufgenommen und vom unter Roman Kofman konzentriert aufspielenden Beethoven Orchester begleitet zu werden.

Am Anfang steht das seltene Vergnügen, das im Orchester meist zum fundamentalen Stichwortgeber verdammte Fagott als Soloinstrument zu erleben. Philipp Zeller spielt die Variationen und das Rondo B-Dur für Fagott und Orchester von Johannes Wenzeslaus Kalliwoda, einem böhmischen Komponisten, der als fürstlicher Kapellmeister von 1822 an vierzig Jahre lang das Musikleben in Donaueschingen prägte.

Das Stück ist zutiefst romantisch und besonders in seinen ausgedehnten tänzerischen Passagen geradezu fagöttlich: Zeller zeigt, was so ein Fagott alles kann. Er überzeugt sowohl mit seinem ausdrucksvollen Ton - kraft- und charaktervoll in der Tiefe, warm und schön in den oberen Registern - als auch mit virtuos durcheilten Läufen, die sich hinter den Kapriolen der weitaus häufiger im Rampenlicht stehenden Oboen und Klarinetten nicht zu verstecken brauchen.

Mit dem "Waldesruh"-Adagio von Antonin Dvorak, einem für Cello bearbeiteten Klavierwerk, stellt sich der 22-jährige Claudius Popp als Meister des Schönklangs vor. Das gern auch mal ruppig auftretende Instrument malt jede einzelne Kantilene des gesanglichen Stücks in weichen Farben aus - viel näher kann ein Violoncello der menschlichen Stimme nicht kommen.

Nicht ganz so sanft erinnert Jan Schulte-Bunert daran, welche Luftsprünge und Kunststücke ein Saxophon abseits ausgetretener Jazzpfade vollführen kann. Darius Milhaud stellt zu diesem Zweck seinen vollendet saxophonischen "Scaramouche" zur Verfügung: forsch auftrumpfend der Satz "Vif" im Tanzidiom des Marsch-Fox, lyrisch der Shimmy des Moderato und schließlich ein Samba, der vor südamerikanischem Übermut funkelt.

Die beiden Geiger des Eröffnungskonzerts schenken sich nichts. Zunächst bewahrt sich Jermolaj Albiker bei allen Doppelgriffen, Trillern und sonstigen Raffinessen von Saint-Saens'' "Caprice en forme de Valse" seinen feinen, durchsichtigen und leuchtenden Ton.

Selbst an den wenigen Stellen, die ein kurzes Abtauchen in Walzerseligkeit erlauben, bleibt sein Spiel leicht, fast ein wenig distanziert - als würde er stets daran denken, dass der Komponist sein Effektfeuerwerk selbst nicht immer so ernst nahm.

Auch Linus Roth kultiviert in Canzonetta und Finale des D-Dur-Violinkonzerts von Peter Tschaikowsky den schlanken Ton und widersteht ostentativ der Versuchung dick aufgetragenen romantischen Schmelzes. Dabei horcht er mit jedem Strich seines Bogens in die Musik hinein; nur im streckenweise atemlosen Finale nimmt er sich nicht immer genug Zeit dazu.

Sonntag, 28. März: 11 Uhr Kammerkonzert der Stipendiaten, 20 Uhr Abschlusskonzert der Preisträger in der Beethovenhalle. Genaue Anfangszeiten der Wettbewerbsvorspiele von Montag bis Freitag unter Tel. (02 28)7 22 24 00.

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