Bonner Tanzfestival "Into the Fields" Was sich nicht erfüllen lässt

Bonn · "Maschine of Desire" heißt die neue Produktion, "eine Tanz-Konzert-Therapie" von Karel Vanek und Guido Preuß, die am Donnerstag, 20. November, 20 Uhr, Premiere in der Brotfabrik feiert.

 Guido Preuß (l.) und Karel Vanek.

Guido Preuß (l.) und Karel Vanek.

Foto: Meike Lindek

Was denn: Sie wollten doch jetzt nicht etwa allen Ernstes behaupten, sich nichts zu wünschen? Doch nicht mitten in der Hauptsaison, mit Blick auf den 24. Dezember? Dabei leben ganze Industriezweige davon, uns vorzuschreiben, was wir zu wollen haben, und welche (ihrer!) Produkte uns diesem Ziel näher bringen.

Voraussetzung eins: Der Wunsch an sich muss unerfüllbar sein und bleiben. Wie sonst ließe sich die Sehnsucht danach nähren? Vorrausetzung zwei: Das Material, das auf diesen endlosen Wegen verschlissen wird, lässt sich mühelos ersetzen - so wie die Bedienung in jedem guten Diner den Kaffee nachschenkt.

Mit diesem Phänomen setzte sich schon "Endless Refill" auseinander: ein Tanzstück, das der Bonner Choreograph und Tänzer Karel Vanek gemeinsam mit dem Kanadier Eric Trottier entwickelt und im Dezember 2013 gezeigt hat. Jetzt geht es einen Schritt weiter, direkt an die Basis: "Maschine of Desire" heißt die neue Produktion, "eine Tanz-Konzert-Therapie" von Karel Vanek und Guido Preuß, die am Donnerstag, 20. November, 20 Uhr, Premiere in der Brotfabrik feiert und damit zugleich das Bonner Tanzfestival "Into the Fields" eröffnet, das bis zum 20. Dezember acht Produktionen und zehn Abende auf der Beueler Bühne und im Theater im Ballsaal in Endenich umfasst.

Wer nun aber schwere Kost erwartet - die finale Kritik einer auf Begehren und Verschleiß ausgerichteten Gesellschaft -, der dürfte von dem eher spielerischen Umgang mit diesem Thema angenehm überrascht werden. Vanek und Preuß nähern sich ihm offen, mit Tanz und Musik, wobei jeder der beiden auch beides vollführt.

Und wobei der studierte Mathematiker Vanek und der Dramaturg, Sohn eines Physikers, bewusst konstruktivistisch an die Sache herangehen, was sich bei genauem Hinhören in den Rhythmusfolgen ausdrückt und hinter die oft zitierte "Maschinenhaftigkeit" des täglichen Lebens einen ironischen Kontrapunkt setzt. Wahlweise auch ein Fragezeichen: "Wir dachten uns, wir fangen einfach mal an, und schauen, was dann passiert", beschreibt es Vanek.

Und Preuß ergänzt: "Dieses Stück darf gut tun, es darf unterhalten, und es ist eine Form von Therapie, weil die Musik, wie wir sie verwenden, in ihrer Ordnung beruhigend wirkt." Karol Szymanowski, Alexander Skrjabin, György Ligeti und Johann Sebastian Bach bestücken den etwas anderen Abend über das Credo des "Wünsch dir was". Mit einer Botschaft: "Yes, we can't". Soll heißen: Nicht jeder Wunsch muss erfüllt werden, aber dem Wünschen aufhören - das können wir doch ebenso wenig.

Info

Das Programm zu Into The Fields ist unter www.bonn-dance.net abrufbar.

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