Bonner Münster Zwischen Pathos und Askese

BONN · In jeder Hinsicht königlich geht es derzeit im Bonner Münster zu. Als musikalische Ergänzung der Ausstellung anlässlich der Krönung Philipps des Schönen, die dort vor 700 Jahren stattfand, führten der Bonner Münster-Chor, der Chorus Cantate Domino und der CityProjektChor drei königliche Werke auf.

Mozarts Krönungsmesse, die Missa coronationalis von Liszt und Beethovens Krönungskantate, die man bereits im letzten Jahr in anderer Besetzung aufgeführt hatte. Das selten aufgeführte, 1790 aus Anlass der Thronbesteigung von Leopold II. komponierte Werk, ist immer eine Aufführung wert, dies zumal, wenn sie so überzeugend wie in diesem Fall gelingt.

Aus Platz- und akustischen Gründen hatte man alle Musiker auf die Orgelempore verbannt, eine nachvollziehbare und letztendlich weise Entscheidung, wird der Klang durch die Nische hinter der Orgel doch weitaus besser gebündelt als durch einen halligen Chorraum. So wurden Chor und Orchester wunderbar plastisch abgebildet, wenn auch die Textverständlichkeit nicht immer optimal war.

Musikalisch aber war an diesem Abend ansonsten alles königlich, Chor und Orchester, die von Markus Karas geleitet wurden, machten eine ausgezeichneten Figur. Die machte auch Liszts 1867 komponierte Missa coronationalis. Das Werk, von dem noch nicht mal gedrucktes Orchestermaterial existiert, war eine echte Entdeckung.

Die Verbindung von Pathos, musikalischer Askese und liturgischem Gestus hat hier typisch Liszt'sche Dimensionen, die von Karas und seinen Ensembles kongenial umgesetzt wurde. Nicht zuletzt das allen äußerlichen Prunks enthobene Credo hinterließ hier einen nachhaltigen Eindruck.

Dazu zählte auch das mit Suzanne Thorp, Alexandra Thomas, Ulrich Cordes und Andreas Petermeier ausgezeichnet besetzte Solistenquartett, das auch die Solopassagen in Mozarts Krönungsmesse überzeugend gestaltete. Hier zeigten Chor und Orchester, dass auch ein solches Repertoirestück noch frisch klingen kann.

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