Martina Brandl im Haus der Springmaus Ausflug in den Friseursalon

Bonn · Die Erwartungen waren groß, und der Auftakt hat durchaus noch Charme. Martina Brandl ist zum ersten Mal im Haus der Springmaus zu Gast, der Saal ist ausverkauft.

Die aus Schwaben stammende Komikerin und Bestsellerautorin ("Halbnackte Bauarbeiter", "Glatte runde Dinger") verliert zunächst ein paar putzige Worte zu ihrer noch putzigeren Michel-aus-Lönneberga-Mütze.

"Ich mach's nicht gern, aber das ist mein Alleinstellungsmerkmal", sagt sie. "Die Welt ist voll von Menschen, die man nur an ihrer Kopfbedeckung erkennt." Charlie Chaplin oder Papa Schlumpf zum Beispiel. Auch wenn Letztgenannter zusätzlich einen weißen Vollbart trägt, aber zum Thema Körperbehaarung hat Frau Brandl später auch noch etwas mitzuteilen. Sie freue sich über ihre persönliche Springmaus-Premiere, denn: "Ich werde ja nicht immer für solche Musentempel eingekauft, sondern auch für Zuchtbullenversteigerungen, Rolltreppeneinweihungen und Friedhofsgärtnereischließungen." Ist registriert, diese gefällige Ironie.

Und dann - Ernüchterung. Es wird lahm und läppisch. Ein zäh dargebotener Exkurs zum Unterschichtenfernsehen. Ein vergurkter Song über Singlefrust und Partnersuche. Muffige Wechseljahre-Witzchen. Ein haarsträubend langer Ausflug in den Friseursalon.

Das Handymania-Kapitel inklusive Selfie-Sucht und Foodfotos ist ja ganz nett und passabel, letztlich jedoch zahnlos. Das hält keinem Vergleich mit der satirischen Schärfe etwa eines Mathias Tretter stand, der sich aktuell ebenfalls mit diesem Thema auseinandersetzt.

Gegen Schluss packt Brandl die Gender-Keule aus. "Die Mädchen von heute sollen aussehen wie Schlampen und leben wie Nonnen, daran hat sich in den letzten 3000 Jahren nichts geändert." Jawoll! Und Russland wird für immer das Reich des Bösen sein, die Engländer trinken weiterhin rund um die Uhr Earl Grey und bärtige Männer haben was zu verbergen. Mitunter große Erwartungen.

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