Leverkusener Jazztage Bill Evans und Mini-Big-Band "Tower Of Power" zum Abschluss

LEVERKUSEN · Mit fünfstelliger Besucherzahl können die Hauptkonzerte im Leverkusener Forum während der Jazztage ein gutes Ergebnis aufweisen. Live-Musik ist offensichtlich sehr angesagt.

 Rustikal und ungeschminkt: Bill Evans bei den Jazztagen.

Rustikal und ungeschminkt: Bill Evans bei den Jazztagen.

Foto: Hyou Vielz

Dass die Musikfreunde für ihr Vergnügen nichts bezahlen wollen, gilt angesichts der strammen Preise und des guten Besuchs nicht für Live-Konzerte - Leverkusen setzt seit Jahren auf den Publikumsgeschmack und damit auf kommerziellen Erfolg. Da bleibt auch etwas für den Nachwuchs übrig, fassbar in dem Wettbewerb "future sounds".

Die ungewöhnlich modernen Flötentöne und die berauschend fließenden Rhythmen von "Jin Jim", vier Musikern aus dem Köln/Bonner Raum, überzeugten das Publikum nach einem Mini-Doppelkonzert der beiden Finalisten (von 220 Bewerbern): Deutlich stimmten die Konzertbesucher für die Dauerläufer von Jin Jim, deren flüssige Skalen hoch virtuos unisono geführt wurden.

Das kann auf Dauer ermüden, aber im Kurzkonzert verschlug die Kunst den staunenden Zuhörern den Atem. Ihnen gehört im nächsten Jahr die große Bühne im Forum - ein sinnvoller Preis. Bill Evans, der ebenfalls einmal so jung war wie diese Studenten, erinnert sich in seinem Projekt mit der Soulgrass Band vielleicht an seine musikalische Jugendzeit - obwohl er schon mit 22 bei Miles Davis spielen durfte.

Aber die Titel, die er jetzt zum Diddelduddel-Elektro-Banjo von Ryan Cavanaugh abfeuerte, kommen so rustikal und ungeschminkt daher, als wären sie vor langer Zeit auf dem Land gepflückt. Es sind ganz gradlinige Songs, die durch gekonntes Arrangement und absolut hochwertige Improvisation veredelt werden - im Soulgrass lebt sich Evans voll aus.

Sensationell singt und trommelt Josh Dion, ein unersättliches Raubtier an den Drums, der hauptverantwortlich für die ständigen Bühnenexplosionen ist: Alle Titel entwickeln sich dynamisch, sie "befreien" sich von allen Banden, es ist eine wahre Freude, die Band in diesem Großformat einer Festivalbühne mit fetten Sounds rocken zu hören.

Dass bei der Mini-Big Band "Tower Of Power" mal nur die Hammond-Orgel köchelt, dass Roger Ray Smith das alte Möbel im Solo fauchen lassen kann, das sind so seltene wie berührende Momente im Powerplay dieses zehnköpfigen Teams, bei dem die Bläser in der ersten Reihe stehen.

Es sind die zackigen wie brillanten Bläsersätze, die seit 46 Jahren den Soul dieser Band vergolden und prägen. Ray Greene, ein typischer Soulsänger und zudem eine Show-Kanone, trägt die Tradition dieser Superprofi-Showband fort. In diesem Sound können Soulfans sicher baden - es tut einfach gut.

Dass die Jungs aus Oakland jetzt zum vierten Mal beim Fest antraten, ist deshalb nicht schlimm. Konstanten geben auch Halt. Der Abend mit Candy Dulfer (ebenfalls 4.) und Maceo Parker war ausverkauft. Incognito die Fünfte zog auch, warum also in die Ferne schweifen. Wenn dann Topstars wie Gregory Porter oder Ute Lemper das Programm auflockern, zusätzlich noch die Rock- und Blues-Ikonen aufgefahren werden, dann ist der Tisch doch reich gedeckt. Leverkusen hatte ein buntes Fest.

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