Harter Sparkurs beim WDR Meisterwerke im Angebot

Köln · Der Westdeutsche Rundfunk will angesichts massiver Sparzwänge Kunstwerke aus seinem Bestand verkaufen.

 In Schieflage: Dem WDR fehlen bis 2016 zwischen 80 und 100 Millionen Euro jährlich.

In Schieflage: Dem WDR fehlen bis 2016 zwischen 80 und 100 Millionen Euro jährlich.

Foto: dpa

Eine Sprecherin des öffentlich-rechtlichen Senders sagte am Montag auf Anfrage, es werde geprüft, was möglichst schnell veräußert werden könne, um das Defizit zu verringern. "Eine der Überlegungen ist der Verkauf des WDR-Kunstfundus." Ein externer Experte nehme die Bewertung der knapp 600 Kunstwerke vor. "Derzeit sind wir im Entscheidungsprozess, welche Bilder wir in welcher Form auf den Markt bringen", sagte Sprecherin Ingrid Schmitz nach einem Bericht der "Rheinischen Post".

Erst kürzlich hatte der Verkauf von zwei Warhol-Bildern aus dem Besitz des NRW-eigenen Unternehmens Westspiel Empörung ausgelöst. Der defizitäre Casinobetreiber - Tochter der landeseigenen NRW.Bank - hatte die Siebdrucke "Triple Elvis" und "Four Marlons" in New York versteigern lassen - zusammen hatte das umgerechnet rund 120 Millionen Euro gebracht. Zu den Plänen des Senders sagte nun ein Regierungssprecher: "Unternehmensentscheidungen trifft der WDR in alleiniger Verantwortung."

Die WDR-Sammlung umfasst auch namhafte Künstler. Die Werke seien überwiegend in den 1950er und 60er Jahren mit "einem offensichtlich sehr guten Händchen" für damals kleine Beträge zur Ausstattung des Senders und zur Dekoration der Studios gekauft worden, erläuterte Schmitz.

So sei etwa ein Werk des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner 1956 für 600 Mark erstanden worden, der heutige Schätzwert liege im hohen fünfstelligen Euro-Bereich. Andere Werke seien aktuell sechsstellige Summen wert. Der WDR verstehe sich auch weiter als Kulturträger, betonte Schmitz.

WDR-Intendant Tom Buhrow hatte vor einem Jahr einen harten Sparkurs angekündigt und dabei bereits als Sofortmaßnahme Verkäufe aus dem Kunstbestand genannt. Von 2016 an fehlen dem größten ARD-Sender durchschnittlich zwischen 80 und 100 Millionen Euro pro Jahr im Etat. Im Sommer war der Abbau von 500 Planstellen bis zum Jahr 2020 angekündigt worden, etwa über Altersteilzeit und Vorruhestand.

Die Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, Ruth Hieronymi, sagte der Deutschen Presse-Agentur, in der außerordentlich schwierigen finanziellen Lage des Senders komme der Verkauf einzelner Werke für den Rundfunkrat in Betracht. "Es wird aber in keinem Fall eine Veräußerung der Kunstsammlung in Gänze geben", betonte sie. In jedem Einzelfall müsse genau nach künstlerischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten geprüft werden.

Einzelne Mitglieder des Gremiums hatten in dem Zeitungsbericht eine öffentliche Debatte über die Verkaufspläne verlangt - unter anderem, weil es sich um öffentlich-rechtliches Eigentum handele. Ein früherer WDR-Redakteur, damals laut der "Rheinischen Post" für die Kunstankäufe zuständig, kritisierte die Pläne des Senders scharf.

Zudem könne der Erlös der mit Rundfunkgebühren finanzierten Kunstwerke ohnehin nur ein "Tropfen auf den heißen Stein" sein im Verhältnis zur Riesensumme, die eingespart werden solle. Hieronymi sagte, es sei noch mit vielen Diskussionen zu rechnen. Das grundsätzliche Sparkonzept von Buhrow zum Abbau der hohen Verschuldung trage der Rundfunkrat aber mit.

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