Brotfabrik in Beuel Tanzstück "Endless Refill" geht an physische Grenzen

BEUEL · Es ist eine Sache, sich irgendwo in den USA in einem dieser typischen Diner an die Theke zu setzen, einen Kaffee zu bestellen und immer wieder nachschenken zu lassen. Es ist eine ganz andere, coram publico zu erproben, wie lange der eigene Körper demselben Prinzip folgt, bis er spürbar an seine Grenzen stößt.

 Grenzerfahrung: Vier Tänzer in einem außergewöhnlichen Stück erlebt das Publikum mit "Endless Refill".

Grenzerfahrung: Vier Tänzer in einem außergewöhnlichen Stück erlebt das Publikum mit "Endless Refill".

Foto: Wolfgang Detering

Und dann stellt sich immer noch die Frage, ob "Endless Refill" tatsächlich das Maß aller Dinge für uns ist. In jedem Fall ist es der Titel eines außergewöhnlichen und bemerkenswerten Tanzstückes, das der Bonner Choreograph und Tänzer Karel Vanek gemeinsam mit dem Kanadier Eric Trottier entwickelt und jetzt in der Brotfabrik gezeigt hat.

Vier Tänzer - Karel Vanek, Eric Trottier, Tobias Weikamp und Luká? Lepold - in einem von den Zuschauern umringten Bühnen-Quadrat; dazu ein Score von Jörg Ritzenhoff, der von Dramaturg Guido Preuß live gemischt wird und den, der sich darauf einlassen möchte, an das zeitlos-geniale Konzeptalbum "Wish You Were Here" von Pink Floyd aus dem Jahr 1975 erinnert.

Genauer gesagt an das Stück "Welcome to the Machine", das gut zu diesem Abend passt. Endlos konsumieren, endlos funktionieren - geht das? Und wenn es geht, wie hoch ist der Preis dafür? Die Tänzer jedenfalls schonen ihr "Material" nicht - als sei es endlos zu ersetzen.

Dass sie aber, wie wir alle, um die Illusion wissen, macht den Reiz dieser Produktion aus, in dem der Einzelne vor den Augen der Zuschauer ganz allein "sein Ding" macht, bevor sich zwei zusammenfinden und wieder trennen. Das ist kein Mainstream, das erzählt keine Geschichte, die alle auf die gleiche Weise verstehen und nach Hause gehen.

Das eigentliche Stück spielt im Kopf. Zumindest dort scheint das mit dem "Nachschenken" problemlos zu funktionieren: in immer neuen Versuchen, zu interpretieren, warum die Tänzer sich gerade so und nicht anders bewegen, und sich zu fragen, wie lange sie dieses Tempo noch durchhalten werden. Die Atempause der vier ist der wohl aufrichtigste Augenblick des Abends. So viel zu den nie endenden Reserven...

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