Palladium in Köln New Model Army spielten vor ausverkaufter Halle

KÖLN · Es ist das 13. Konzert, das New Model Army (NMA) in der Vorweihnachtszeit in Köln spielt. Das nächste ist bereits für 2014 gebucht. Für eine Band, die aus dem Punkumfeld stammt und sich nach Oliver Cromwells Revolutionsarmee benennt, ist das fast ein Übermaß an Berechenbarkeit.

 Immer wieder gern in Köln: Justin Sullivan, Gitarrist und Sänger von New Model Army.

Immer wieder gern in Köln: Justin Sullivan, Gitarrist und Sänger von New Model Army.

Foto: Thomas Brill

In diesem Jahr ist einiges anders - und vieles gleich. Mit den Levellers steht eine Band im Vorprogramm, die sich auf ähnliche Traditionen wie NMA beruft, aber bisher nur sehr selten mit ihnen zusammen auftrat. Mit Geiger Edward Johnson tritt ein ehemaliges Mitglied von NMA exklusiv für diesen Abend auf, und mit "Between Dog and Wolf" ist der nordenglischen Band nach dreiunddreißigjährigem Bestehen wieder ein Album gelungen, das Kritiker und Fans gleichermaßen ins Schwärmen geraten lässt .

Die Levellers ("Gleichmacher"), die sich auf eine demokratische Partei des 17. Jahrhunderts berufen, schaffen mit ihrem hüpfenden Folk-Punk jene Party-Stimmung, der NMA später das Feierliche, das Gravitätische und Hymnische hinzugeben wird. Bassist J. Cun-ningham, dessen hennarote Dreadlocks bis zu den Hüften reichen, und Geiger M. Sevink repräsentieren auch körperlich mit einem Überschwang an Lebenslust, dass politisches Freiheitsstreben, Melancholie und Sinnesfreuden, Pub und politisches Statement zusammengehen können.

Während die Levellers mit einer Lightshow auskommen, die so gut wie keine ist, taucht NMA die Bühne von Beginn an in ein intensives Blau und lässt die Drums durch Nebelschwaden hindurch in hellem Licht erstrahlen. Das Bühnenbild passt zur dramatischen Düsternis des neuen Albums, dessen Titel sich auf einen alten französischen Ausdruck für Abenddämmerung bezieht, eine Zeit, in der man schwer zwischen Freund und Feind unterscheiden kann.

Vier der ersten Stücke stammen vom neuen Album. Sie erhalten viel Beifall, können aber das besondere Gefühl von NMA-Konzerten nicht abrufen. Die Nord-engländer sind eine Kultband, die wie kaum eine andere sich eine treue Fanbase erarbeitet hat, die mit ihnen durch Dick und Dünn geht.

Nach dreißig Minuten verwandelt sich die Hälfte des ausverkauften Palladiums in eine wogende, pogende Masse. Das sind nicht Jugendliche, die überschüssige Energien abreagieren, sondern Männer und Frauen in ihren Vierzigern. Sänger Justin Sullvian führt die ausufernde Stimmung durch Stücke vom neuen Album auf eine unheilschwangere Atmosphäre zurück. Das Titelstück "Between Dog and Wolf" wirkt wie das jüngste Gericht.

Bei den alten Hymnen stehen die Fans zusammen und werden von Anführern, die auf den Schultern von Getreuen stehen, mit schlangenartigen Armbewegungen gleichsam in eine Schlacht geführt. Eine Szene wie aus einem Historienfilm, zu der Sullivans Freiheitsarmee den passenden Soundtrack liefert.

Ein erhebendes Konzert im Palladium, das nach zwei Stunden mit "Green and Grey" die Besucher mit einem Gefühl nach Hause gehen lässt, anders und irgendwie gut zu sein.

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