Kabarett Sebastian Nitsch mit "Unsterblichkeitsbatzen" im Pantheon Casino

Bonn · Sebastian Nitsch, den Namen werden wir uns merken, präsentierte jetzt im Pantheon Casino sein erstes Bühnenprogramm "Unsterblichkeitsbatzen". Der Abend entwickelte sich zu einem knuffig-schrulligen Kleinod, wie es einem eher selten begegnet.

 Knuffiges Debüt: Sebastian Nitsch ist immer für Überraschungen gut.

Knuffiges Debüt: Sebastian Nitsch ist immer für Überraschungen gut.

Foto: Juliane Flöting

Im dicht besiedelten Gefilde der vom Klavierkabarett angehauchten Kleinkunst, wo sich bevorzugt auch Grenzgänger zwischen Poetry Slam und Stand-Up-Comedy tummeln, gibt es jede Menge Elend zu sehen. Andererseits handelt es sich um ein mitunter sehr spannendes Genre, in dem ständig Bewegung ist. Und manchmal erlebt der professionelle Dauerbeobachter ein Debüt, das mehr als aufhorchen lässt.

Nitsch, der vor drei Jahren erstmals eine Offene Bühne betrat, wirkt ausgeglichen, geradezu tiefenentspannt. Der 36-jährige Berliner widmet einem unbekannten U-Bahn-Rempler von der Krummen Lanke ein Lied, es ist eine extraordinär kreative Rachemär. Er singt eine Aussteigerballade der besonderen Art ("Ich mach da nicht mehr mit"). Und er macht sich Gedanken über die Berufskrankheit von Claus Kleber und Kollegen - die wegen des Teleprompters ständig hin und her wandernden Augen. Das untergrabe die Autorität dem eigenen Nachwuchs gegenüber: "Siehst du mich bitte an, wenn ich mit dir rede!?"

Delikat-sympathischer Humor zeigt sich auch in diversen Audio-Einspielern, in denen eine Frau mit geschmeidig-attraktiver Stimme von Nitsch belehrt wird, wie sie etwa der Haltestellen-Durchsage "Alter Teichweg" gerechter werden kann: Das "Brackige" im Subtext müsse mehr betont werden. Und wie die anonyme junge Dame das stimmlich löst, ist ein Erlebnis für sich. Wird nur noch getoppt von dem Motivationstrainer, der eine roboterhaft nuschelnde Umfrage-Telefonistin formvollendet zurechtweist. Auftakt: "Manche Menschen reden beim Schlafen. Sie schlafen beim Reden."

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