Beethoven-Haus in Bonn Kammerkonzert des Beethoven-Orchesters: Dieser Albtraum macht Spaß

BONN · Als "Albtraum eines jeden Veranstalters" bezeichnete der Cellist Johannes Moser das Programm, mit dem er und der Pianist Andrei Korobeinikov das zweite Kammerkonzert des Beethoven Orchesters im Kammermusiksaal bestritten: Es bot ausschließlich Werke des 20. Jahrhunderts.

In Bonn wurde diese Befürchtung jedoch in gleich mehrfacher Hinsicht widerlegt: Zum einen war der Kammermusiksaal so gut wie ausverkauft und das Publikum am Ende restlos begeistert; zum anderen erwies sich dieses Konzert auch in musikalischer Hinsicht geradezu als Glücksfall.

Moser beschränkt sich nicht nur auf das Reproduzieren der richtigen Töne, sein raumgreifendes Spiel hat stets auch eine szenisch-expressive Komponente, im Gegensatz zu seinem Begleiter, der ganz unscheinbar im Hintergrund werkelt, ihm musikalisch aber in nichts nachsteht.

Während Korobeinikov szenisch stets in der zweiten und musikalisch in der ersten Reihe mit stoischer Ruhe seinen Dienst verrichtete, spielte sich Moser als musikalische Rampensau fast bis zur Besinnungslosigkeit. Das Scherzo in Benjamin Brittens Sonate op. 65 nahm er mit der Lässigkeit eines Jazz-Bassisten, das Finale absolvierte er furios.

Der Beginn von Claude Debussys d-Moll Sonate war zwar etwas rustikal geraten, wie hochmodern, extrem verdichtet und fast schon pointillistisch diese Musik sein kann, zeigten Moser und Korobeinikov sehr überzeugend im zweiten Satz. Weitere faszinierende Klangwelten eröffneten beide mit "Grave" von Witold Lutoslawski.

Dass Moser auch anders kann zeigte er mit "Spiegel im Spiegel" von Arvo Pärt. Ganz zurückgenommen, nichts als pure Musik bietend spielten er und Korobeinikov das meditative Stück. Am Schluss dann die d-Moll Sonate op. 40 von Dmitri Schostakowitsch. Sanglich, mit weit gespannten Melodiebögen zum einen, mit folkloristischer Emphase und aufgeladen zum anderen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort